Ist FEDERBEIN defekt???

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fenek
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Ist FEDERBEIN defekt???

#1 

Beitrag von fenek »

 Themenstarter

Hallo,

gestern habe ich mich auf meine DR 650 SE gesetzt als das Federbein ganz normal eingesunken ist aber auch sofort wieder ausfederte. Man kann das Bike mit einer Hand zusammendrücken und es federt gleich wieder aus. (Wie ein Hutschpferd). Habt Ihr eine Iddee was das ist??
Skitzo
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Re: Ist FEDERBEIN defekt???

#2 

Beitrag von Skitzo »

Wenn ich das richtig verstanden habe, hast Du keine Dämpfung mehr?!
Gruß & allzeit schrott- und bullenfreie Fahrt wünscht Euch

Skitzo

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Gaastra
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Re: Ist FEDERBEIN defekt???

#3 

Beitrag von Gaastra »

moin moin,

hört sich nicht gut an. es kann gut sein das sich
dein dämpferöl verabschiedet hat ( hast du mal nachgeschaut ob du öltropfen auf der schwinge hast )
das öl hat ja die Aufgabe das ein- und ausfedern zu dämpfen was nun bei dir wohl nicht mehr funktioniert.

ich wollte es seinerzeit mal reparieren lassen, war allerdings nicht sehr erfolgreich.

gruß von der ostsee
Bigbu
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Ulf
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#4 

Beitrag von Ulf »

Moin, ich häng das mal hier an...
Auch an meiner SE war das Federbein relativ weich, trotz der geringen Laufleistung von ca. 11tkm. Vernünftige Dämpfung der Druckstufe gabs nur, wenn völlig zugedreht. Sie federt dann immer noch sehr schnell aus, da die Zugstufe nicht regelbar ist.
Da es Original von Kayaba gefertigt wird, sollten die Komponenten so schlecht nicht sein und es müsste entgegen WHB usw auch möglich sein, das Teil zu warten.
Da ich mir mein Mopped nicht selber stilllegen wollte, falls die Demontage zur Zerstörung führt, hat Baumschubser mir sein ausgemustertes Federbein für den Versuch gesendet.

1) Daran hab ich zunächst Bestandsaufnahme gemacht. Also erstmal messen und Druck ablassen, (es hatte gar keinen Druck mehr, Länge der vorgespannten Feder 248,5). So, Feder entspannen und runternehmen. Funktion des Dämpfers prüfen - der tut nur noch ganz geringfügig, etwas mehr Widerstand als die Dichtpackung allein.

2) Nun alles abschrauben, was mit einem Schraubenschlüssel geht (auch das Drosselrückschlagventil, auf dem 2ten Bild rot eingekringelt). Dort schäumt trotz Ablassens des Drucks etwas Öl raus?! Rest Öl auffangen, ist etwa 1/4 l, (Mist, net aufgepasst und gekleckert).

3) Nun lässt sich der untere Stopfen mit einer Wasserpumpenzange o.ä. entfernen oder alternativ mit einem Stift durch die Löcher aushebeln. Es ist nur ein Alustopfen der den Dreck + den Anschlag-Gummipuffer abhalten soll, ohne Gewinde. Da ich das nicht wusste, hatte ich es zunächst mit der WaPuZa probiert.

4) Dahinter verbirgt sich ein Sprengring. An den kommt man ran, indem der hiermit gesicherte Stopfen (die Dichtpackung) einfach ca. 5mm ins Federbein gedrückt wird. Dann den Ring an einem Ende mit einem 2mm Uhrmacherschraubendreher anhebeln und eine Fühlerlehre unterschieben, 0,2er Blatt. Danach kann der Ring mit dem Schraubendreher über das Lehrenblatt hinweg rausgezogen werden. Nun kann die Dämpferstange samt Stopfen und Kolben entnommen werden. Der Dämpferkolben ist ein Konstrukt aus gelöcherten Stahlringen und -Scheiben sowie einem Gussteil. Das Gussteil scheint als Gleitführung außen herum teflonbeschichtet zu sein. Die Strömungsschlitze aus Stahl dürften nahezu verschleißfrei sein. Befund i.O. Weiteres Zerlegen würde zur Zerstörung führen, da die Dämpferstange über dem Kolben vernietet ist.

Bild

5) Der Boden des Ausgleichsbehälters wird genauso demontiert. Es ist eine Elastomerblase dahinter, wie in einem Ausdehnungsgefäß im Heizungsbau. Den fehlenden Druck rechne ich mehrheitlich dem Befüllventil zu. Wenn man sich ans WHB der 350er anlehnen kann, sollten hier etwa 11 Bar anliegen. (Dieser Druck wirkt jedoch nur gering anhebend und dient lediglich als Schaumverhinderer. Also nicht glauben, mit mehr Druck geht das Heck hoch.) Das zuvor ausgeschäumte Öl ist auf Diffusion des Druckmittels durch die Membran zurückzuführen (dies ist auch ein ewiges Prob. im Heizungsbau). Die Membrane kann man von dem Alustopfen abziehen. Da sie ölbeständig ist, habe ich sie auf der Gasseite dünn mit Fett eingerieben, in der Hoffnung damit die Diffusion etwas zu verringern.

Bild

6) Das Öl war dünn wie Diesel und mäßig verdreckt, erster Eindruck max. SAE 5W. Kann ich hier aber so nicht messen. Vergleich mit der Flüssigkeit aus der 10er Buddel gibt aber tendenziell recht, das Zeug darin ist viel zäher. Aha, das riecht nach spülen + Ölwechsel. Das Öl wird durch die Beanspruchung mit der Zeit dünner, da die Molekülketten reißen.

7) Das Drosselrückschlagventil ist laut durchblasen auch i.O.! Wird die Strömungsrichtung geändert, gibts ein leichtes Klicken, die Druckstufenrichtung scheint einstellbar, das kann aber mit mündlichem Durchblasen (lecker) kaum erspürt werden. Die Unterdämpfung (auch bei zugedrehter Druckstufe) führe ich auf die (zu) geringe Viskosität des Öl zurück. Weiteres Zerlegen würde auch hier zur Zerstörung führen. Schade, denn ich hoffte hier an die Düse + Nadel heranzukommen. Denn alles durch die Dämpferstange verdrängte Öl muss durch diese Engstelle und könnte (hat vllt. auch?) diese ausspülen und damit die Dämpfwirkung verringern.

8 ) Anschließend habe ich alles gereinigt, Gleitteile leicht eingefettet und den Dämpfer wieder bis auf das Drosselrückschlagventil komplettiert und mit frischem Öl aufgefüllt. Dies habe ich auf etwa SAE11 abgemischt (10er + etwas 15er Öl). Es muss mit ausgezogener Kolbenstange blasenfrei befüllt werden. Sonst funktioniert es nicht sauber und die Ausgleichsbehältermembran kann reißen. Dann wurde der Ventilblock eingeschraubt.

9) Dann habe ich Dämpfer in Arbeitslage gebracht und von Hand zusammengeschoben und wieder auseinandergezogen. Wenn am Ende des Zusammenschiebens ein kurzes Schlürfgeräusch hörbar ist, ist das eine kleine Luftblase! Da es aber nicht mehr „schlürfte“ als vor der Demontage, habe ich es so belassen. Die Dämpfung ist im Verhältnis zu vorher wesentlich heftiger und etwas stärker als bei dem Federbein aus meiner SE.

10) Danach musste noch der Gasdruck her. Stickstoff wäre schön, hab ich aber in der Form nicht am Start. Also muss zunächst gedrückte Luft da rein. Das geht relativ schlecht, da kaum eine Pumpe die 11 bar schafft und der Werkstattkompressor auch nur 8 bar bereitstellt. Weiterhin zischt schon wieder ein ganzer Teil der Luft heraus, wenn der Stöpsel abgezogen wird. Mal sehen was an einer Tanke geht. Stickstoff wird wegen des innerten Verhaltens bevorzugt. Habe ich Luftsauerstoff im Öl (z.B. durch schlechte Befüllung oder Diffusion) kann der bei hohem Druck mit dem Dämpferöl reagieren = Dieseleffekt. Das wird allerdings wegen der geringen Luftmenge kaum zu merken sein und danach ist die dann auch innert…

Dieser vorgenannte Aufwand ist nur erforderlich, wenn die Dichtpackung undicht ist. Ersatzeile gibt es von Suzuki jedoch nicht. Evlt. hilft eine Anfrage bei Zupin, der handelt Kayaba Dämpfer und Gabeln sowie Komponenten und Reparatursätze.

Vereinfachte Wartung = Ölwechsel:

1) Es reicht am ausgebauten Federbein die Feder zu demontieren, den Druck abzulassen und den Ventilblock rauszuschrauben.

2) Dann lässt man das Öl rauslaufen und spült den Dämpfer mit Petroleum, Heizöl oder Diesel aus.

3) Wenn er ausgetropft ist, kann er neu befüllt werden. Erstmal ¼ Liter und ein bisschen pumpen (wirklich nur ein bisschen, sonst hüpft das Öl wieder raus), damit keine Luft unter dem Kolben hängt. Dann ganz auffüllen und darauf achten, daß die Luft auch aus dem Ausgleichsbehälter entweicht. Dazu das (Feder-) Bein etwas schwenken.

4) Es muss bis obenhin voll sein, dann kann das Drosselrückschlagventil eingedreht werden. Dies auf einem Lappen für das vom Ventil verdrängte Öl. Beim Betätigen der Dämpferstange ist dann richtige Dämpfwirkung zu spüren.

5) Dann noch Druck drauf und es kann wieder komplettiert und eingebaut werden.

Damit ist die Wartung des Federbeins nicht aufwendiger als die der Gabel!

In meiner SE ist derzeit zu Testzwecken das gewartete Federbein vom Baumschubser verbaut. Mal sehen wie es sich bewährt. Mir erscheint das als günstige Alternative zum Kauf eines Zubehörfederbeins. Die Mehrarbeit durch den Ölwechsel liegt bei etwa einer halben Stunde, der halbe Liter Gabelöl sollte für 10 - 20€ erhältlich sein. Da nur die Druckstufe einstellbar ist, müsste die weitere Abstimmung über die Viskosität erfolgen. Ich habe es etwas höher als 10 abgemischt, weil ich mehr als der Durchschnittsjapaner wiege und das in der Gabel auch passte.

Zusammenwirken von Dämpfern und Federn:
Ist eine Feder zu weich und damit zu nachgiebig, wird der Dämpfer und damit das Öl über Gebühr beansprucht und geht vorzeitig kaputt. Ist die Dämpfung nicht ausreichend, wird die Feder zu oft und weit gestaucht und wird weich! Vllt. ist dies bei den Federn die ich habe schon der Fall. Es kann natürlich eine Zubehörfeder eingesetzt werden, wenn die originale Federrate nicht reicht.

Haftungsausschluss: Ich übernehme nicht die Haftung, wenn jemand ein Federbein nach meinem obigen Text bearbeitet/wartet, kaputtspielt oder was auch immer.
Gruß Ulf, wieder Ritter Wendehals von Zehnprozent
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#5 

Beitrag von Gast »

Gelöscht auf Userwunsch: Dennis (14.07.2009 22:24)
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#6 

Beitrag von Ulf »

Hi Thorsten, danke,

das Beschreiben war mehr Arbeit als die Sache an sich...

Hast rausgefunden wie es sich bei den älteren Modellen mit der Ölmenge
im F-Bein verhält?
Bei der SE ists einfach - vollkippen bis obenhin. Und das ist weniger als 0,5 l.
Gruß Ulf, wieder Ritter Wendehals von Zehnprozent
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#7 

Beitrag von Tac »

Sehr interressant, hab bisher immer gedacht dass es sich ein Einweg Bauteil handelt.
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#8 

Beitrag von Gargamehl »

Von mier noch einen Tip:. Wenn man Luft statt Stickstoff nimmt , mit einer Federgabelpumpe fürs Mountenbike aufpumpen. Die machen meist bis 50 bar und man kann bei dem geringen Luftvolumen nichts kaputmachen.

Gruß: Gerhard.
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#9 

Beitrag von jo »

Dodo hat geschrieben:Das Problem ist nur: Bis man die Pumpe wieder vom Ventil runter hat ist die hälfte der Luft schon wieder raus..... :?


soll bei so ner speziellen F ahrradgabel-Pumpe nicht so sein!


Gruß Jo
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DR650SE SP46 Bj. 1996 120tkm

DR750 BIG SR41 Bj. 1989 47tkm

Transalp PD06 Bj. 1994 85tkm


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#10 

Beitrag von Gargamehl »

genau:. die haben einen speziellen anschluss damit die Luft nicht entweicht.
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Gast

#11 

Beitrag von Gast »

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#12 

Beitrag von Gargamehl »

Wen mann den Schlauch aufs Ventiel schraubt wird der Stift innen noch nicht hineingedrückt und es kann keine luft entweichen ,erst durch das drehen einer zweiten Rändelmutter wird das Ventiel nach innen gedrückt.
Beim abschrauben wird dadurch erst das Ventiel geschlossen bevor man den Schlauch abnimmt
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#13 

Beitrag von Crashbert »

Hallo,

ich kann Gargamel nur zustimmen! Bin selbst Mountainbiker und war anfangs auch skeptisch, was die Pumpleistung der Federgabelpumpen angeht. Da Luftfederungen bei den MTBs Stand der Technik sind, kommt man um so ein Teil nicht herum (Gabeln und Federbeine werden per Luftdruck vorgespannt).

Probier so eine Pumpe mal aus. Vllt. leiht Dir ein Händler im Shop eine, das Federbein ist ja bereits ausgebaut. Anschaffen lohnt fürs Möppi kaum, die ca. 50€ für son Teil kannst du dir sparen.

Gruß Volker
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Ich wünsche allen eine knitterfreie Saison 2010!
hcw
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#14 

Beitrag von hcw »

Hab ihn auch gelesen - danke für die Infos - aufgrund dessen gehe ich sicherlich bei entsprechender Schrauberlaune an das Federbein meiner Big - hab ja jetzt zwei hier liegen ;)


Besten Gruß
Christian
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Ulf
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#15 

Beitrag von Ulf »

Hi Leutz,

die Resonanz zeigt, dass sich das Schreiben gelohnt hat :D

Und Danke für die Info hinsichtlich Pumpe. Das hilft weiter :idea:
Gruß Ulf, wieder Ritter Wendehals von Zehnprozent
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