Alpen und Korsika 2016 - Planlos auf der Insel

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Standard94
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Re: Alpen und Korsika 2016 - Planlos auf der Insel

#16 

Beitrag von Standard94 »

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17.06.2016 - Tag 13 - Gebirgsrunde - ca. 200 km

Die Nacht war sehr windig, Luca wird gegen halb eins wach, sammele unsere Klamotten von der Wäscheleine ein und bringe sie in Sicherheit. Morgens beim Aufstehen finde wir einen Sonnenschirm, der gegen die Wand seines Zeltes geweht wurde. Wir geben den ihren Besitzern zurück und frühstücken gemütlich. Gestern haben wir uns auf der Karte eine Rundtour ausgeguckt. Wie immer ohne Ahnung oder größeren Plan, einfach auf der Karte vielversprechend aussehende Straßen gewählt. Hier auf Korsika heißt "vielversprechend", dass man eine beliebige gelbe (auf der Michelinkarte, nicht Google Maps) Departementalstraße wählt, die sind nämlich alle ohne jegliche Geraden gebaut. Weiße Straßen wie man sie in Deutschland in die Route einbauen würde sind auf Korsika meistens so etwas wie befestigte Feldwege bei denen der Asphalt aufbricht. Die sind zwar kurvig, aber mit Straßenmotorrädern nicht spaßig. Auf solchen Straßen wird man gut durchgeschüttelt und genug Dreck um das Tempo niedrig zu halten liegt auch immer rum.

Wir haben uns für eine Runde entschieden, die uns erst nach Westen wieder über die D268 von gestern führt, dann ab Zonza über die D420 bis zur Nationalstraße, der wir bis Santa-Maria-Siché nach Norden folgen. Von dort geht es über D83, D757 und D69 nach Ghisoni und ab dort durch ein Tal die D344 entlang zur Ostküste, wo wir auf der Nationalstraße an der Küste entlang nach Süden fahren um bei Solenzara wieder auf die D268 einzubiegen und zum Campingplatz zurück fahren.

Morgens geht es dann also wieder über die kleinen Pässe von gestern, an dem ungewöhlich vielem Verkehr aus dem Nichts vorbei zurück bis nach Zonza. Da wir wenigstens die Campingausrüstung zurücklassen konnten sind wir auch nicht mehr so schwer beladen. Die Satteltaschen sind aber dran geblieben, da der Aufwand zum Abbau und dem erneuten Befestigen zu groß ist. Das Topcase mit Essen, Handschuhen und Co. bleibt ja sowieso drauf.
Heute morgen ist es auch angenehm kühl, so dass wir nicht schmoren, sondern schön konzentriert fahren können. Die Straßen sind immer noch wunderschön zu fahren, seit gestern hat die keiner kaputt gemacht. Auch Nic überwindet so langsam seinen Respekt vor korsischen und so kommen wir gut und schnell voran.

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In den Bergen

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Hier wurde an alle gedacht: oben schön kurvige Straße mit gutem Asphalt, unten Schotterstraße für Offroad-Freaks


Hinter Zonza wird unser schnelles Vorankommen dann durch mehrere Vorfälle deutlich eingebremst. Wir fahren auf die D420 und aus dem Ort raus, Luca gibt etwas Gas. Ich falle gerade so weit zurück, dass Luca mich im Rückspiegel aus der Kurve kommen sehe kann, sobald er in die nächste Kurve einbiegt. Dann verschwindet ich aus seinem Sichtfeld, kurze Zeit später läuft er auf ein langsames Auto auf. Wie wir es heute schon mehrfach gemacht haben, hält Luca ein wenig Abstand und fährt langsam hinterher bis ich da bin, damit wir gemeinsam überholen und weiterfahren können, ohne all zu weit getrennt zu werden. Aber ich schließe nicht auf, also hält Luca in der nächsten Ortschaft an. Als er gerade überlegt, ob er zurück fahren und nachschauen soll, hält ein Autofahrer neben ihm. Den hatten wir vorher überholt, der sollte eigentlich hinter mir sein. Er lässt sein Fenster runter und sagt ist schönstem franco-englisch: "she stopped" :grin: Anscheinend habe ich auf dem Motorrad weibliche Konturen. :x Der Bart hängt auch noch nicht aus dem Helm, der muss wohl noch weiter wachsen :mrgreen:
Kurz danach komme ich dann auch an und löse die Situation auf: ich brauchte eine kleine Pause um Adrenalin abzubauen, nachdem mir ein BMW zügig auf meiner Spur entgegen kam.
Dann geht es weiter und wir entdecken nach kurzer Fahrt ein sehr interessantes Verkehrsschild. Was es damit auf sich hat erfahren wir allerdings nicht. Zumindest heute nicht ;)

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Was war denn nun am 23. Juli 2009?

Weiter geht es und nach kurzer Zeit werden wir wieder ausgebremst: Wir lernen korsische Baustellen kennen. Auch auf Korsika müssen Straßen gebaut oder repariert werden. Für die Korsen sind das Aufgraben oder Schottern der Straße oder Baumaschinen in Bewegung kein Grund eine Straße zu sperren oder nur halbseitig zu Arbeiten. Ein Schild "Achtung Baustelle" und ein Tempolimit von 50 muss reichen :wacko:

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Absicherung einer korsischen Baustelle - Das Tempolimit ist eher als Herausforderung zu sehen :grin:

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Wegen so etwas kaufen sich manche leute Reiseenduros. Mit einer Bandit gehts auch - macht aber keinen Spaß

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Mörderisches Tempo: ca. 25 km/h waren drin :grin:

Die Offroad-Passagen sind mit Lucas Dicken echt keine angenehme Angelegenheit. Es gibt geeignetere Motorräder für so etwas, beispielsweise meine wunderschöne DR. Ich fahr schnell Vorsprung raus, wobei ich versuche nach den Kurven auf Luca zu warten um nicht zu weit laufen zu müssen, sollte er sich lang machen. An einer Stelle hat ein Bagger gerade weiche Erde in ein Loch gefüllt. Wir stehen davor, der Bagger blockiert den Rest der Straße. Der Bauarbeiter winkt uns durch, ich fahr vor. Mit den K60 Scouts komme ich auch problemlos durch. Der Bauarbeiter winkt auch Luca zuversichtlich weiter, er fährt an und rollt durch. Der Hinterreifen fühlt sich komisch an und man sieht wie Luca kontinuierlich langsamer wird. Die letzten Meter fährt er mit Schrittgeschindigkeit, aber sein Tacho zeigt gute 40-50 km/h an :wacko: Er jammert deswegen noch etwas rum. Wir fahren weiter und treffen noch zwei dieser Baustellen, diesmal glücklicherweise (leider) nur mit Schotter und fester, trockener Erde.
Dann geht es weiter auf die D69, die wir aus der Gegenrichtung ja auch schon kennen. Hier kommt uns nach und nach eine Gruppe von Oldtimer-Supercars entgegen. Da ist alles dabei, von Porsche 356 bis zu den letzten luftgekühlten 911ern, Jag E-Type, Ferrari 288 und F40 usw. Ganz am Ende kommt noch ein Sprinter leerem Autoanhänger. Der spielt anscheinend Lumpensammler. Die Fahrer geben ordentlich Gas mit ihren teuren Autos, wissen aber zu großen Teilen auch nicht, wozu eine Mittelmarkierung gut ist. So langsam hab ich genug von Leuten, die mir auf meiner Spur entgegen kommen, Luca findet das bei sich selbst auch nicht so toll... Zu allem Überfluss macht auch noch ein Pan-European-fahrer aus einer Motorradgruppe mit bei dem Spiel "wir fahren auf deiner Seite", wenig später auch noch ein Renault-Fahrer.
Wir fahren unsere Tour weiter. Ab auf die D344. Die liegt in einer Schlucht und hat es atemberaubende Ausblicke auf einen Gebirgsfluss.

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Blick von der Straße nach unten

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Das Wasser scheint überall auf der Insel so super klar zu sein


Zur Ostküste hin wird die Landschaft dann auf den letzten 15km urplötzlich flach und damit die Straßen dann auch schnurgerade. So gerade, wie nur Franzosen oder US-Amerikaner Straßen bauen können. Damit kommt uns auch direkt das Küstenwetter entgegen geschlagen. Das sind gefühlt einfach mal 10°C mehr als noch vor ein paar Kilometern. Wir suchen erst einen Supermarkt und stocken unsere Vorräte auf. Außerdem kaufen wir noch ein wenig Bier, das brauchen wir heute nachdem uns dauernd Leute auf unserer Spur entgegen kamen. Dann suchen wir ein Restaurant. Immerhin sind wir direkt am Meer, da muss man auch mal Meeresfrüchte essen. Luca bestellt Calamarie auf Reis und ich futter einen Eimer moules et frites.

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Ein Eimer voller Muscheln

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Die Portion sieht bescheiden aus, war aber größer als das Bild vermuten lässt

Das Essen war super lecker und wir machen uns auf den Weg zurück zum Campingplatz. Dazu fahren wir die letzten paar Kilometer der D268, die wir noch nicht gefahren sind. Die sind eigentlich was das reine Fahren angeht noch viel besser als der Rest, noch mehr, noch engere Kurven und bester Asphalt :thumbup:
Auch diese paar Kilometer gehen heute nicht von statten, ohne dass ich dem Gegenverkehr auf meiner Spur ausweichen müsste, diesmal in Form eines Busses und eines Kleintransporters.

Am Campingplatz angekommen sind wir fertig. Es ist zwar erst kurz vor vier und wir sind auch nur ca. 200km gefahren, aber das war die intensivste Fahrerei, die ich mit dem Motorrad ja gemacht habe. Eigentlich sind wir den ganzen Tag über nur in Schräglage gewesen. Das kostet Konzentration. Die Mordanschläge anderer Verkehrsteilnehmer, die Offroad-Ausflüge durch Baustellen und das heiße Wetter auf den letzten Kilometern und jetzt auch hier am Campingplatz tun ihr übriges. Wir suchen und in dem Becken im Fluss zwei gemütliche Felsen aus zum Drauflegen. Das Bier wandert in den Flusslauf am rand, wo es richtige Strömung und damit auch richtige Kühlung gibt. Dann lassen wir uns das gekühlte Bier im Wassser schmecken :) So kann eigentlich jeder Tag ausklingen!
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Re: Alpen und Korsika 2016 - Planlos auf der Insel

#17 

Beitrag von Standard94 »

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18.06.2016 - Tag 14 - Solenzara - Calacuccia - ca. 240 km

Heute Morgen hieß es wieder Zelt abbauen, wir ziehen wieder weiter. Es geht wieder die schöne D268 nach Westen Richtung Inselmitte. Jetzt fahren wir da schon zum dritten Mal lang und so langsam stellt sich so etwas wie Streckenkenntnis ein. Man merkt auch, dass wir seit zwei Wochen jeden Tag Motorrad fahren, wir brauchen morgens kaum mehr als eine Minute um voll drin zu sein und direkt Tempo zu machen. Da muss man wirklich dran denken, dass der Motor und die Reifen noch kalt sind.
Bis Aullène fahren wir praktisch die gleiche Route wie gestern, dann geht es nach Südwesten weg Richtung Ajaccio. Dort wollen wir zum Büro von Cosica Ferries und die Rückfahrt buchen. Dass wir bis Aullène auf der Route von gestern bleiben heißt auch, dass wir wieder die Baustellen-Offroad-Einlagen dabei haben :D bzw für Luca :?

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Wunderschöne korsische Straßen

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Atemberaubende Landschaften

Ajaccio ist die Geburtsstadt Napoleons, Hauptstadt des Departements Corse-du-Sud und auch die Hauptstadt der Insel. Der Verkehr in der Stadt ist wie in anderen französischen Städten, da machen die Korsen, obwohl sie so auf ihre Eigenheiten bestehen, keinen Unterschied. Das heißt, breite Ein- und Ausfallstraßen, jede Menge Großroller, an jeder Ampel gibts ein Dragrace zwischen den ganzen nach vorne durch gefahrenen Zweirädern und ab und zu steh ein gut angekündigter Blitzer rum. Wir leben uns gut ein und nehmen den Fahrstil direkt an. nach einigen Ampeln stelle ich ein heftiges Klappern beim starken Beschleunigen an der DR fest. Als wir im Hafen ankommen, schau ich mal nach, mittlerweile schließe ich nämlich ein Steinchen zwischen Motorschutz und Motor aus, dafür klapperts schon zu lange. Eine der drei Ritzelschrauben fehlt :cursing: Den dazu gehörigen Federring finden wir im Kettenfett in der Ritzelabdeckung, aber die Schraube ist weg. Glücklicherweise passt eine der Schrauben der Ritzelabdeckung. Den Federring setzen wir vorher wieder drunter und ziehen die Schaube fest. Sieht zwar nicht professionell aus, hält aber :thumbup:

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Im Hafen angekommen

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Da fehlt doch was. Die DR rappelt zwar immer ganz schön, aber die Geräusche waren auch für eine DR nicht mehr normal :smirk:

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Einfache Vorort-Reparatur: die Schraube der Ritzeabdeckung passt auch

Anschließend suchen wir das Büro von Corsica Ferries und verfahren uns dabei ein wenig. Ich spüre es dann mit viel rumgefrage endlich auf, aber die haben noch eine Stunde Mittagspause. Während wir uns dann überlegen, was wir in der Zeit tun, düst ein Großroller mit Pizzadienst-Topcase mit mindestens 80 an uns vorbei, legt sich in eine Kurve mit Bodenwelle, setzt mit dem Hauptständer auf und sprüht Funken. Der Fahrer bleibt unbeirrt am Gas und knallt weiter durch die Stadt 8o
Wir verbringen die Zeit auf dem Markt im Hafen von Ajaccio. Ich kaufe an einem Marktstand Paella, Luca entscheidet sich für einen deftigen Crêpe.

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Lecker :essen:

Anschließend gehen wir wieder zum Fährbüro und kaufen Rückfahrkarten für den 22. ab Bastia nach Savona. Wir bekommen ein Promo-Angebot für knapp über 30€ pro Person/Motorrad. Das hat einen Haken, man ist nämlich an die Überfahrt gebunden und kann die Fahrt nicht auf einen anderen Termin übertragen. Uns ist das egal, wir wollen auf jeden Fall an diesem Tag übersetzen. Dann fahren wir in Richtung Golf von Porto aus Ajaccio raus.

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Ich schließe bei einer Pause neue Freundschaften

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Luca futtert mal wieder was, ein wunder das er nicht Fett wird mit all dem Süßkram den er verdrückt

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Zum x-ten Mal: typisch korsische Aussicht, genial :)

Als die Bandit wieder nach Sprit ruft, steuern wir eine Tankstelle an und suchen nach dem Tanken einen Campingplatz. Da es noch etwas früher ist, suchen wir einen etwas weiter weg in den Bergen. Wir entscheiden uns die D81 Richtung Inselmitte zu fahren. Der erste Campingplatz ist ziemlich verlassen. Wir haben keine große Lust jemanden zu suchen, also fahren wir weiter. In der Nähe von Calacuccia sollen noch zwei weitere Campingplätze oberhalb eines Gebirgssees sein. Der Weg dort hin ist schon atemberaubend schön und super zu fahren.

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Solche Motive warten eigentlich überall auf der Insel

Das Navi lotst uns irgendwann kleinste Sträßchen von der Hauptstraße weg den Berg hoch. Hier fährt praktisch jeder Geländewagen, wir sehen kaum normale Autos. Irgendwann kommen wir auf einer kleinen Straße aus gegossenem Beton an zwei Campingplätzen direkt nebeneinander an. Wir entscheiden uns nach dem ersten Eindruck für den Linken, den Camping L'Arimone. Der ist zufällig mit ca. 1100m ü. NN der höchste Campingplatz Korsikas und ein paar Meter höher als sein direkter Nachbar. Nachdem wir einen Platz gebucht haben, versuchen wir den leicht im Hang liegenden Platz zu erreichen. Ich leg die DR beim wenden hin und bin nicht besonders begeistert, als Luca fotografiert :grin:

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Wenig begeistert :grin:

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Der Schalthebel wird wieder begradigt. Sonst ist nichts passiert.

Anschließend kapituliert Luca vor dem kleinen, unwegsamen Hang unterhalb unseres Zeltplatzes und parkt unten. Lieber schleppt er sein Gepäck 20 Meter weit als die Bandit aufheben zu dürfen. Also steht sein Motorrad praktisch vor dem Wohnmobil eines deutschen Pärchens. Die haben eine FZ6 Fazer dabei, die gerade so ins Wohnmobil reinpasst. Wir plaudern dann doch ziemlich lange noch miteinander. Die beiden nutzen das Motorrad für Touren, zum Einkaufen und um den Weg fürs Wohnmobil zu erkunden, damit sie auch sicher wissen, ob sie durch kommen. Wir setzen uns an dem Abend auch noch ein wenig in das Häuschen mit der Rezeption, die auch gleichzeitig eine Bar ist. Ich komme dank meiner Sprachkenntnisse mit dem alten Korsen, der den Campingplatz besitzt, ins Gespräch. Der erklärt uns dann auch, was am 23. Juli 2009 war (siehe Post vorher): starke Waldbrände haben die Bäume und auch das Wurzelwerk verbrannt, wodurch die Felsen ohne stützende Wirkung der Wurzel instabil wurden. Dadurch gab es starke Felsstürze. Geheimnis gelüftet :thumbup:
Um den Campingplatz herum ist ein Gelände, auf dem viel Schrott und ein paar Ruinen rumstehen sowie ein Aussichtspunkt. Wir sind neugierig und gehen auf eine kleine Wanderung. Hier ein paar Bilder unserer Entdeckungstour:

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Kurzer Schnappschuss, auf dem Luca nicht gerade vorteilhaft rüber kommt :mrgreen:

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Verlassenes Gelände

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Der Transporter hatte erst 44.000 km runter. Oder 1.044.000 km :smirk:

Abends sehen wir plötzlich eine Kuh auf dem Campingplatz rumstehen. Die ist völlig unbeirrt über das Viehgitter gelaufen, um von innen das Gras aus dem Viehgitter zu fressen :grin: Der Campingplatzbesitzer kommt angerannt und vertreibt wild fuchtelnd die Kuh. Ein göttlicher Anblick :rofl:

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Kein Pferd auf dem Flur, aber ne Kuh auf dem Campingplatz

Abends fängt es dann tatsächlich an zu regnen. Das ist der erste echte Regen auf Korsika für uns, von den paar Tropfen in Propriano mal abgesehen.
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Re: Alpen und Korsika 2016 - Planlos auf der Insel

#18 

Beitrag von Standard94 »

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19.06.2016 - Tag 15 - Calacuccia -> L'Île Rousse - ca. 190 km

Die Nacht war aufgrund der Höhe wieder sehr kalt. Also wieder in Klamotten schlafen, dann ging das. Von unten kam nichts, die SynMat tut wirklich nen super Job.
Unser Frühstück fällt mangels Vorräten eher spärlich aus. Nach dem Packen starten wir dann wieder zurück in Richtung Ajaccio. Dort folgen wir dann der Westküste nach Norden und befahren die D81 entlang der Küste. Die Straße ist relativ schmal, sehr kurvig mit wenig Überholmöglichkeiten, aber genial zum Landschaft gucken. Und wenn gerade mal kein Verkehr nervt, auch super zu Fahren. Man fährt quasi in der Felswand an der Küste entlang oder durch Schluchten. In Porto entdecken wir einen Supermarkt der geöffnet hat, obwohl heute Sonntag ist. Dort decken wir uns gleich wieder mit Wasser und Lebensmittel ein und ergänzen unser Frühstück.

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Ganz schön tief diese Schlucht

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Hier soll es auch Felsstürze geben. Und Korsen mit Schrotflinte :grin:

Dann geht es weiter an der Küste entlang in Richtung Calvi. Die Straße wird zunehmend touristischer mit jede Menge kleinen Parkbuchten mit Bänken und so. Auch nimmt der Urlaubsverkehr zu und gerade die vielen Wohnmobile nerven. Trotzdem ist die Strecke schön zu fahren. Bei Galeria teilt sich dann die Straße: die D81 führt als größere Straße in einem Bogen östlich nach Calvi, die D81b als kleinere Straße deutlich verschlungener westlich an der Küste entlang auch nach Calvi. Wir entscheiden uns für die Küstenstraße und erleben eine böse Überraschung. Die Bezeichnung "Straße" hat dieser Weg nicht verdient. Zwar ist durchgehend asphaltiert, aber Offroad wäre man meiner Meinung nach besser dran. Es gibt einen regen Wechsel zwischen Tonnen von Rollsplit, Verwerfungen in der Straße gegen die manche von den Geschwindigkeitsschwellen in den Städten alt aussehen, tiefen Schlaglöchern und Asphaltflickerei mit viel Bitumen. Je nachdem was man gerade vor sich hat, schaffen wir so 20 bis maximal 50 km/h und hat dabei Angst, dass gleich das Topcase fliegen geht.

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Das beste Teilstück der Strecke: intakter Asphalt und "wenig" Split.

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Man sieht es der Straße nicht an, aber durch die Baustellen auf Schotter war angenehmer zu fahren als dieser Straßenbelag.
Teilweise hat man an Verwerfungen bei 40 km/h schon den gesamten Federweg (einer Bandit) aufgebraucht

Irgendwann ist auch das überstanden und wir stehen in Calvi. Jetzt müssen wir uns überlegen, was unser Ziel für heute ist. Wir haben noch 3 Übernachtungen auf der Insel und müssen am letzten Tag um 10:30 Uhr in Bastia am Hafen sein. Die Wahl fällt auf den Campingplatz in L'Île Rousse auf dem wir auch schon die ersten beiden Nächte waren. Den Weg zum Campingplatz kennen wir ab L'Île Rousse ja schon und als wir ankommen, werden wir auch an der Rezeption wieder erkannt. Wie suchen uns wieder den gleichen Platz wie vorher aus, stellen unsere Zelte aber anders auf, so dass der WLAN-Empfang besser ist :grin:

Abends gab es dann noch eine Pizza von der Campingplatzbar. Die ist frisch im Steinofen gebacken und schmeckt auch gut, das darf man bei dem Preis von 11€ aber auch erwarten. Lebensmittel sind auf Korsika nicht ganz billig :smirk:
Außerdem wurden meine Gepäcktaschen noch professionell mit Kabelbindern verstärkt, da die Befestigungen nachgaben und am ausreißen waren. So langsam besteht die DR mehr aus Panzerband und Kabelbinder als aus allem anderen, aber sie hält durch :thumbup:

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Professionelle Gepäcklösungen. So was findet man bei Wunderlich und Touratech nicht :grin:
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hensmen
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Re: Alpen und Korsika 2016 - Planlos auf der Insel

#19 

Beitrag von hensmen »

Grüss dich Standart94.
dein Bericht ist so schön und echt, daß es fast wehtut. Wer jetzt immer noch nicht weiß wie unterschätzt die Insel ist, dem kann nicht mehr geholfen werden.
Dieses üble Strassenstück zwischen Galeria und Calvi ist der Grund meiner Antwort, es ist eib DR Stück und der Zustand führt dazu, daß die meisten den Weg über die Berge wählen.
Ich oder mittlerweile wir haben hunderte Kilometer drauf abgespult, fast immer auf dem Weg zum Camping la morsetta oder von dort.
Die Betreiber sind entzückt von uns deutschen Motorradfahrer und wundern sich aber, daß so wenige auf den Platz finden.
Meine Meinung ist die dezente Ausschilderung und vor allem, der fehlende Sonnenschutz vor ihrem kleinen Bistro. Aber man sei doch auf Korsika um Sonne zu tanken, meinte der Patron.
Dagegen beschrieb ich, wie mittlerweile auch Franzosen und Italiener in Schutzkleidung über die Insel fahren und ohne Schatten vor dem Bezahlen der Getränke, einfach sterben.
Punkt für mich, als ich den Parkplatz vom supermarche in Calvi erwähne, der nur hinten rechts Schatten hat, den sich aber alle einkaufende Motorradtouristen teilen, dies leuchtete sofort der Tochter ein und diese erklärte es noch einmal ihrem Patron und Papa.
Wenn ich dann noch diese genialen Kieselsteine in der Bucht beschreibe........
Also, gehts auf Bildersuche mit Argentella und Morsetta, es lohnt sich.
Danke nochmal für den tollen Bericht, liebe Grüsse vom Hans
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Re: Alpen und Korsika 2016 - Planlos auf der Insel

#20 

Beitrag von Standard94 »

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Vielen Dank!

Als wir dort waren, war das Wetter gerade noch so auszuhalten, einen Monat später, wär meiner Meinung nach schon zu warm zum fahren. Wobei wir natürlich auch schon ordentliche Temperaturen hatten.

Nicht nur mit dem Motorrad ist Korsika ein Traum, auch zum Wandern oder Radfahren, für den durchschnitts Deutschen gibts auch die klassischen Touri-Badeort.

Fehlender Sonnenschutz ist verheerend, zumindest ein Schirm sollte da sein, besser noch ein Baum.

Auch wenn ich mich wiederhole: Korsika lohnt sich. Also bleibt schön alle weg, dass Hans, Luca und ich mehr von der Insel mit weniger Touristen haben :mrgreen: :mrgreen: :twisted:
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hensmen (27 Jul 2016 12:04)
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Re: Alpen und Korsika 2016 - Planlos auf der Insel

#21 

Beitrag von Standard94 »

 Themenstarter

20.06.2016 - Tag 16 - Cap Corse, die Zweite - ca. 250 km

Heute wollen wir die Umrundung der Nordspitze von Korsika erneut versuchen, was uns am Anfang von unserem Aufenthalt ja nicht gelungen war. Das Pärchen, das wir in Calcuccia auf dem Campingplatz getroffen haben, hat uns erzählt, dass die Ostseite wesentlich flüssiger und schneller zu fahren sei als die Westseite und wir mit unseren drei Vierteln der Westseite eigentlich zeitlich schon fast die Hälfte geschafft hätten. Da wir außerdem nicht mehr so viele Fotostops machen, sind wir zuversichtlich, das heute hinzubekommen. Wir fahren auch mal etwas früher am Morgen los und müssen abends keinen Campingplatz suchen. Damit sollte das ganz gemütlich zu schaffen sein.
Wir fahren also unseren bekannten Weg Richtung Saint Florent, von dort nach Bastia an die Ostküste. Durch Bastia schiebt sich der Verkehr etwas zäh und auf der schmalen Straße mit viel Gegenverkehr bringt auch das Motorradfahren keine Vorteile. Aus Bastia raus wird die Straße etwas breiter, führt aber durch einige kleine Ortschaften, was etwas nervig ist. Reisebusse, LKWs und abgelenkte Touristen machen das nicht besser. Mit jedem Kilometer, den wir von Bastia weg schaffen, wird der Verkehr weniger. Nach ner guten halben Stunde und 25 Kilometern haben wir dann endlich wieder die normale korsische Verkehrsdichte erreicht. Die Ortschaften werden weniger und die Straße besser. Jetzt kann man richtig Gas geben und Strecke machen.

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Kleine Pause. Ich bin verwundert, wie Suzuki solch übergewichtige Eisenschweine bauen kann (Originaltext: Kleine Pause. Nic bewundert ein tolles Motorrad :grin:)

Irgendwann erreichen wir die Abzweigung, die nach Bacaggioan der Nordküste führt. Ich übersehe die Abzweigung und fahre erstmal vorbei. Nach dem Wenden geht es dann die Straße runter Richtung Küste. Die Straße ist extrem schmal, stellenweise weniger als 3 Meter. Entgegenkommende Autos stellen da auch für Motorradfahrer eine echte Herausforderung dar. Vor uns fährt ein einheimischer mit Geländewagen in ordentlichem Tempo und hupt sich jede Kurve frei :grin: In Bacaggio angekommen fahren wir zum ausgewiesenen Parkplatz. Da der aber kostenpflichtig ist, drehen wir um und fahren westlich aus dem Ort raus. Auf dem Navi erkenne ich das nördlichste Straßenstück der Insel und dort bleiben wir dann auch am Straßenrand stehen. Dann ist Zeit für eine Foto-Session.

Die Nordspitze hat eine eher flache Küste mit Felsen, die ins Mittelmeer reichen. wir klettern auf die Felsen. Dabei entdecken wir einen Hund, der gemütlich in der Sonne liegt. Kurz darauf finden wir auch unfreiwillig die Besitzer. Das ältere Paar liegt hinter einem Felsen direkt am Meer und sonnt sich, natürlich wird auch FKK betrieben. Damit versauen die beiden so ziemlich die Hälfte aller schönen Foto-Winkel aufs Meer hinaus :cursing:
Der Hund ist allerdings ganz lieb und gesellt sich lieber zu uns auf die andere Seite des Felsens als zu seinen Besitzern.

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Weiter nach Norden kommen wir laut Navi nicht mehr, ohne die Straße zu verlassen.

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Posing-Foto muss sein

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Lädt zum Baden ein

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Der Hund lässt sich es gut gehen. Auch er erspart sich lieber den Anblick seiner Besitzer hinter einem Felsen weiter links

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Er kommt auch direkt zu uns

Nach einer Pause geht es dann eine ähnliche Straße wie die, die wir schon hier runter gefahren sind, wieder hoch zur Hauptstraße. Dort setzen wir dann die Umrundung vom Cap Corse fort. Ca. 30 Kilometer nach unserer Pause an der Nordspitze erreichen wir unseren Wendepunkt vom ersten Versuch. Ab hier kennen wir die Strecke also schon und die ist gut zu fahren. Also wird nochmal ausgelotet, was an Schräglage geht, wenn die Campingausrüstng nicht mitgeschleppt werden muss :grin: Irgendwann kommt eine Hypermotard von hinten und überholt uns. Luca nimmt die Einladung an und ab gehts. Der Fahrer legt ein ganz schönes Tempo vor. Er riskiert auch ganz schön was bei den Überholmanövern, so dass er dann lieber abreißen lässt.
Nachdem ich dann aufgeschlossen habe, laufen wir auf den langsamsten Motorrad-Fahrer auf, den wir je gesehen habe. Er schiebt seine R1150RT mit Bedacht und maximal 40 km/h über die Küstenstraße.In den Kurven bremst er teilweise bis auf 25km/h ab, obwohl dort das Doppelte geht. Der hat eine Engelsgeduld. Aber so ist das Überholen ja auch kein Thema und den sehen wir auch so schnell nicht wieder.
An der Küste machen wir dann noch regelmäßig Trink- und Aufholpausen, bei den Temperaturen ist das gar nicht verkehrt. Es hat mal wieder deutlich über 30°C und Sonne pur. Dafür hat man aber auch wieder schönste Ausblicke aufs Meer.

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Trinkpause. Der Ausblick wie immer genial :thumbup:

Auf dem Rückweg ging es dann nach Saint Florent wieder die bekannte Strecke zurück inklusive dem Stück Nationalstraße zwischen dem Ende der D81 und L'Île Rousse. Auf dem letzten Stück der D81 gibt es praktisch keine Überholmöglichkeiten. Dort Laufen wir natürlich auf eine Gruppe von bestimmt 20 Motorrädern auf. Ganz hinten fährt ein Guide, der eine Warnweste ans Topcase gebunden hat, darauf der Name eines saarländischen Reiseveranstalters :grin: Die Kennzeichen der Gruppe sind auch aus meiner Heimat - von Trier bis Karlsruhe. Die Truppe fährt uns ein wenig zu langsam, wir versuchen was neues und rollen mit abgestellten Motor der Gruppe hinterher. Selbst so müssen wir immer noch bremsen um nicht aufzufahren, Highlight war Luca der an einer Stelle nicht mehr viel Schwung hatte um über eine Kuppe zu kommen und die Bandit etwas anschiebt :mrgreen: :mrgreen:
Richtig nervig wird es, als die ersten auf ein Auto auflaufen und nicht vorbei kommen. Auf der Nationalstraße zieht sich die Gruppe dann über eine längere Strecke hin und überholt immer noch nicht. Hier hat es zum Glück eine fast 3 Kilometer lange, gut ausgebaute Gerade die wir dann auch zum Überholen nutzen. Wir wollen auch vorbei und ich gebe ordentlich Gas - wahrscheinlich habe ich dort meinen persönlichen Geschwindigkeitsrekord für Korsika aufgestellt :whistling: Dann haben wir endlich freie Fahrt für den Rest unseres Rückwegs.
Wir sind anschließend noch am Campingplatz vorbei direkt zum Supermarkt gefahren und haben uns noch mit Lebensmitteln und Wasser für den Rest des Urlaubs eingedeckt. Man kann ganz ohne Probleme 18 Liter Wasser auf der Soziusbank verstauen, ROKstraps sei dank :grin:

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Sieht abenteuerlich aus, fuhr sich aber wie festgeschraubt

Abends beim Essen fällt uns auf, dass die Käse-Tortellini, die ich gekauft hab, verschimmelt sind :x . Ich mach mich also über das Taboule her, das als Beilage für das Essen von uns beiden gedacht war. So werden wir dann trotzdem satt. Dieser Tag ist dann auch gelaufen, die letzte Richtige Tour auf Korsika haben wir hinter uns.
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Re: Alpen und Korsika 2016 - Planlos auf der Insel

#22 

Beitrag von Martl »

Guten Abend,

wenn ich gewusst hätte, dass Du innerhalb weniger Tage das schaffst was ich in 10 Jahren nicht schaffte :shock:,
dann hätte ich dich gezwungen den Kofferträger auch noch zu kaufen.
Falls du aber noch ein Gepäckstück kaput kriegen magst, ich hab noch nen Tankrucksack rumliegen :lol:

Geile G'schicht bis dato, weiter so...bis auf des Stürzen und Teile kaput machen :mrgreen: :wink:

Grüße auf die Insel
Martl
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Re: Alpen und Korsika 2016 - Planlos auf der Insel

#23 

Beitrag von dirk65 »

Die Bilder kommen einem schon bekannt vor :)... wir waren Anfang Mai 2011 dort... es war unsere erste DR650 Tour... wir sind allerdings bis zur Insel mit einem alten Transporter gefahren... dadurch hatten wir von Magdeburg bis Livorno nur einen Tag Anreise verschwendet :)

hier mal ein paar Bilder von der ersten DR Tour :)

https://goo.gl/photos/j3D8yarEEMtsmz8n7
DR650 SP44 & SP45+Kicker & DR-Z 400

https://www.youtube.com/channel/UCaUksM ... shelf_id=0
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Re: Alpen und Korsika 2016 - Planlos auf der Insel

#24 

Beitrag von Standard94 »

 Themenstarter

Martl hat geschrieben:Guten Abend,

wenn ich gewusst hätte, dass Du innerhalb weniger Tage das schaffst was ich in 10 Jahren nicht schaffte :shock:,
dann hätte ich dich gezwungen den Kofferträger auch noch zu kaufen.
Falls du aber noch ein Gepäckstück kaput kriegen magst, ich hab noch nen Tankrucksack rumliegen :lol:

Geile G'schicht bis dato, weiter so...bis auf des Stürzen und Teile kaput machen :mrgreen: :wink:

Grüße auf die Insel
Martl
Ja ich hab eine kleine zerstöreriche Ader in mir :mrgreen:
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Re: Alpen und Korsika 2016 - Planlos auf der Insel

#25 

Beitrag von Standard94 »

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21.06.2016 - Tag 17 - Faulenzen

Heute ist unser letzter Tag auf Korsika, Luca faulenzt, ich fahre zu einem Berg etwa 50km weit weg. Während ich unterwegs war hat Luca diese Bilder gemacht:

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Touri-Strand in L'Île Rousse

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Die Bucht am Campingplatz

Als Luca sich auf den Rückweg macht komme ich ihm mit Badesachen entgegen. Ich bin gerade zurückgekommen und wollte auch baden. Also dreht er nochmal um und kommt noch mit um weiter in der Sonne zu schmoren. Dabei erzähl ich etwas von meiner Tour.

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Roadbook für Alzheimer-Patienten :grin:

Trotz unglaublich umfangreichen Roadbook an dem Tag, schau ich doch noch zwei mal aufs Handy ob ich auch wirklich auf der richtigen Straße bin (war ich). Das letzte Stück ging schön auf einer kleinen Straße am Hang den Berg entlang. Um genau zu sein war es die D963. Der Name sagt schon alles über die Straße aus, je mehr Stellen, desto schlechter besser für Enduros :grin:
Am Ende der Straße gibt es einen Parkplatz und einen Weg der sich noch weiter den Berg hoch schlängelt. Diesen probier ich ein Stück weit aus, beschließe dann aber umzukehren, die dicken Steine machen das fahren anstrengend und bei dem Wetter will ich kein Motorrad aufheben müssen.
Zurück am Parkplatz lass ich Klamotten liegen und stapfe etwas in den Wald entlang eines Baches, bis ich auch hier umdrehe und wieder zurück laufe um dann am Campingplatz, als ich gerade ans Wasser wollte auf Luca zu treffen.

Und hier die Bilder:

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Am Parkplatz

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Könnte fast als Kunst durchgehen

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Begleitung während des Fußweges

Abends gibts Linseneintopf vom Campingkocher. Allerdings mussten wir leider feststellen, dass wir Linsen statt Linseneintopf gekauft haben :sostupid: Egal, dann werden die halt zerkocht, gewürzt und dann haben wir selbst gemachten Eintopf. Abends plane ich noch die Route für den Heimweg und suche mir ein Hotel für die Übernachtung. Wir werden um 17 Uhr in Savona ankommen. Kurz hinter Savona werden wir uns trennen, Luca fährt über Mailand ich über Südtirol.

Abends gibt es dann eine letzte Runde korsiches Bier und dann gehen wir auch früh ins Bett, morgen müssen wir früh nach Bastia zur Fähre aufbrechen.
Standard94
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Re: Alpen und Korsika 2016 - Planlos auf der Insel

#26 

Beitrag von Standard94 »

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22.06.2016 - Tag 18 - L'Île Rousse -> Ort in Italien mit einem Namen den ich vergessen hab

Heute brechen wir zum letzten Mal die Zelte auf Korsika ab. Wir kommen gegen 8 Uhr weg, haben aber auch auf ein Frühstück auf dem Campingplatz verzichtet. Wir müssen um 10:30 im Hafen sein, um 11:30 geht die Fähre. Wir fahren wieder die uns bestens bekannte Route nach Bastia und das macht selbst dann noch Spaß, wenn man an die Abfahrt von Korsika denken muss. Unterwegs überholen wir noch einen sehr sportlich gefahrenen A6 aus dem Saarlad und eine deutsche Motorradgruppe, die eine ganz gruselige Linie fuhr. Das Tempo war auch sehr gemütlich, trotzdem haben sie die ganze Straßenbreite benötigt :pinch:

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Wieder einmal in den Bergen über Bastia

Um kurz nach 9 kommen wir dann in Bastia an und frühstücken erstmal gemütlich in einer Bäckerei. Anschließend sind wir überpünklich im Hafen, der Wartebereich für unsere Fähre ist noch nicht festgelegt. Also stehen wir erstmal im allgemeinen Anfahrtsbereich rum, wie viele andere Fahrzeuge auch. Dann wird eine Wartespur geöffnet und wir können die Motorräder einreihen. Dann suchen wir uns einen Platz im Schatten, abseits der Warteschlange, die in der prallen Sonne steht. Später werden wir bis hinter die Fähre vorgelassen, wo wir dann noch gute 20 Minuten in der Sonne schmoren :wacko: Dann gehts auf die Fähre - die Mega Smeralda - die äußerlich der Fähre vom Hinweg gleicht. Von Innen erkennt man allerdings, dass die Fähre deutlich moderner ist. Die Treppenhäuser sind ausreichend dimensioniert, es gibt mehr Sitzgelegenheiten außerhalb irgendwelcher Restaurants, viele Aufzüge und man hört nur ganz wenig von den Maschinen aus der Tiefe des Schiffes. Im Gegensatz zum Dröhnen der Mega Express Four auf dem Hinweg ist das hier der Himmel auf See :grin:

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Andere Fähre als auf dem Hinweg: deutlich angenehmere Überfahrt

Als erstes suchen wir uns einen Platz auf Deck und beobachten das Treiben auf dem Mittelmeer vor Korsika. Vom Hafen aus bis etwas nördlich des Cap Corse liefert sich unsere Fähre ein "Rennen" mit einer kleineren Moby-Fähre. Gerade als wir den Rückstand aus dem Hafen aufgeholt haben, dreht die Moby nach Westen ab.
Irgendwann gehen wir rein und suchen eine Sitz- oder besser Liegegelegenheit. Wir werden in der 2-stöckigen Tanz-Bar am Bug mit Panorama-Fensterfront fündig. Hier hat die Bar geschlossen und der Raum ist mit ruhesuchenden Menschen gefüllt, die Schach spielen, auf den Bänken schlafen oder einfach durch die Fensterfront auf Meer starren. Wir machen uns auf einer Bank in der Ecke breit und ich döse direkt weg. Ich muss dann aber doch mal auf die Toilette und Luca krallt sich den Liegepalatz. Die Überfahrt haben wir fast hinter uns, als ca. 1,5 Stunden vor Schluss plötzlich laute Musik die Leute aufschreckt. Kurze Nachschau, vom Geländer der Empore im zweiten Stockwerk der Bar auf dem wir sind, sehen wir was los ist: Eine Band bestehend aus Sängerin, Playback-Musik und einem Gitarrist hat sich rein geschlichen und losgelegt :grin: Anscheinend haben wir jetzt Live-Musik bis zur Ankunft :huh: Auch ok.

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Rennen gegen die Moby-Fähre. Wir haben aufgeholt :grin:

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Wegen der Musik verzogen wir uns kurz vor Ankunft wieder an Deck. Das Mittelmeer ist komplett ohne Seegang und mit verantwortlich für die angenehme Überfahrt

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Ankunft in Savona

Um 17:15 ist Planmäßige Ankunft in Savona. Naja, nicht Savona, die Fähre fährt in einen Industriehafen ein paar Kilometer westlich von Savona. Um 17:10 ist das Anlegen schon komplett abgeschlossen und die ersten Autos verlassen die Fähre. Nach den Erfahrungen der Hinfahrt lassen wir uns viel Zeit, aber es geht hier dank weniger Fahrgästen und größeren Treppenhäusern deutlich schneller. Gegen 17:30 Uhr verlassen wir schon den Hafen. Wir halten erstmal auf einem Parkplatz an und machen die Rückfahrt aus: Luca fährt Richtung Mailand und über den Gotthard, ich Richtung Brenner. Wir verabschieden uns schon mal voneinander, wollen aber zusammen über die Autobahn fahren, bis wir uns dann halt irgendwann verlieren. An der dritten Ampel in der Stadt hängt Luca mich allerdings schon ab. Da warte er mal noch auf mich :grin: Aus unbekannten Gründen wollte seine DR bei der letzten Ampel einfach nicht losfahren :?: Jetzt gehts aber weiter. Hat sich angefühlt, als wär eine Bremse zu...

Die erste Mautstelle auf der Autobahnauffahrt ist das nächste Hindernis. Ca. 10 Spuren wollen durch 3 Mautspuren durch. Die Italiener sind etwas rabiater als die Franzosen und versuchen auch mit dem Auto, sich vorzudrängeln. So kommen wir auch mit dem Versuch uns durchzuschlängeln nicht weit, die Auto stehen einfach zu eng. Nach der Mautstelle geht es dann mit viel, aber noch flüssig laufendem Verkehr auf die Autobahn. Hier hat es deutlich über 30 Grad im Schatten. Und diesen Schatten gibt es auf der Autobahn natürlich auch nicht.

Die Autobahn windet sich sehr kurvig durch de Berge Richtung Norden. 3 Spuren, die für Autobahnen relativ schmal sind, werden wechselweise als 2, 3 oder 4 Spuren interpretiert. Tempolimits werden auch typisch italienisch interpretiert. Der Verkehr wird weniger, die Autobahn gerader und auch eine Seitenstreifen hat es hier jetzt. Da meldet sich plötzlich die rote FI-Leuchte im Cockpit der Bandit und der Schriftzug "FI" im Tageskilometerzähler :cursing: Gerade sind wir alle 2 Kilometer an einer Ausfahrt oder einem Parkplatz vorbei gekommen. Jetzt kommt erstmal 10 Kilometer nichts :pinch: Irgendwann kommen wir an einer Ausfahrt vorbei, die Luca dann einfach nimmt. ich folge, man wundert sich ja warum die Bandit plötzlich mit LKW Geschwindigkeit fährt. Wir fahren bis zu einem geschlossenen Restaurant, da es hier eine Adresse gibt und Luca notfalls den ACE rufen kann. Ich fahr also weiter, stumpf Autobahn, bis ich irgendann nicht mehr kann und will und noch einen Campingplatz aufstöber auf dem ich bleiben kann.

Luca hat derweilen wohl auch festgestellt, dass da irgendwas einfach nur zu warm wird und setzt seine Reise fort.
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Re: Alpen und Korsika 2016 - Planlos auf der Insel

#27 

Beitrag von Standard94 »

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23.06.2016 - Tag 19 - Heim

Für mich geht es weiter Richtung München und bis Kufstein bleibe ich, von Tank und Trinkpausen unterbrochen auf der Autobahn.
Kufstein fahr ich runter um wenigstens noch den Ursprung zu fahren und nicht nur Autobahn zu heizen. Dort treffe ich dann auf ide Ausfahrtgruppe des österreichischen BMW Kardan Rentnervereins, der so arg da hin schleicht, dass ich ihn trotz halben Hubraum und Beladung problemlos überholen kann. Die Herren wirkten etwas geschockt als ich vorbei fuhr und wurden nie wieder gesehen :D
Von Bayrisch Zell ging es über Land weiter bis nach Hause, kurz vorher fahr ich noch bei einem Reifenhändler vorbei und frag was ein neuer Scout für hinten kosten würde, noch hab ich aber Profil für ein paar km:
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Luca ist selber auch viel Autobahn gefahren und kam erst spät abends heim, hatte aber auf seinem weg noch die Tremola...
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Re: Alpen und Korsika 2016 - Planlos auf der Insel

#28 

Beitrag von Standard94 »

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Kommen wir zum Fazit der Reise:

Fazit Urlaubsziel & Zeit:

Korsika und Alpen immer wieder, es gibt mehr als genug Ecken die wir nicht gesehen haben. Anfang Juni ist für einen Urlaub der beides Kombiniert eine recht gute Zeit, Korsika allein würde ich aber eher schon im Mai machen um noch angenehmere Temperaturen zu haben, da wären allerdings auch mehr Pässse in den Alpen zu...

Fazit Camping:

Würde ich auch immer wieder machen. Es ist vergleichsweise günstig, nur Wildcampen wär günstiger. Nach mehr als 2 Wochen jeden Tag Zelt auf und abbauen wird das aber auch nervig, geht aber. Hier macht viel aus, was man tatsächlich an Material dabei hat. Ein richtiges Tunnelzelt wie Luca würde mich viel früher nerven.

Fazit Ausrüstung:

-Leatherman (die Zange ist super um den Deckel vom Kochtopf zu bekommen ohne sich die Flossen zu verbrennen)
-SynMat (das Aufpumpen ist ab einem Punkt nervig, dafür schläft es sich bequemer als auf jeder anderen Isomatte die ich bisher hatte und das Packmaß ist auch kaum zu toppen)
-Exped Venus II (klasse Zelt, kann ich nur empfehlen, zumindest all jenen, die bereit sind das Geld dafür auszugeben und das Zelt auch mal auf Wandertouren mitnehmen wollen)

Vermisst habe ich direkt nichts, ein Klapphocker würde den Kompfort erhöhen und passendes Werkzeug zur Gabelkorrektur kommt nächstes mal auch mit ;)

Fazit DR:
Die Gute hat unter 5l gebraucht, wann erstaunlich wenig ist. Der Ölverbrauch ist für die großen, alten Single auch in Ordnung. Das tägliche Kontrollieren wird schnell zur Gewohnheit. Die unglaubliche Leistung die der Motor entwickelt reicht auch vollkommen aus um dran zu bleiben, man muss gegebenenfalls etwas am Hahn ziehen, passt aber. Lediglich beim Überholen oder auf längeren Geraden hatte ich keine Chance mehr, aber ich muss ja dann nicht auf mich warten :grin:
Die Satteltaschen die ich hatte sind auch toll und sollen über den Winter repariert werden, Koffer will ich keine, da die Plastikteile zwar praktisch sind aber pott hässlich. Welche aus Alu würde ich eventuell dran fummeln, säh vermutlich sogar gut aus, aber die Taschen tuns vollkommen.
Die Toploader Packrollen und RockStraps kommen auch wieder so mit.

Fazit Planung:

Jederzeit wieder. Ähnlich Planlos waren wir jetzt auch in Norwegen unterwegs. Ich mags so :)

Fazit Reisebegleitung:
Sollte er mich nochmal fragen ob wir so eine Tour machen, würde ich, Zeit vorrausgesetzt, jederzeit wieder zu sagen. :thumbup:

Kurz um:
Geil wars!
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Re: Alpen und Korsika 2016 - Planlos auf der Insel

#29 

Beitrag von Barny »

Sehr schöner Bericht ! danke dafür , beide Daumen hoch ! :D
Martl
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Re: Alpen und Korsika 2016 - Planlos auf der Insel

#30 

Beitrag von Martl »

Fein, fein. Vielen Dank für Deine Mühen beim Erzählen.

Zur Synmat: Mega das Ding, hat mein Bergkollege auch und anch 20 Jahren Thermarest ProLite hab ich mir nun die Downmat5.0 gegönnt.
Da ist das Aufpumpen mittels Pumpsack auch noch gewöhnungsbedürftig.

Zelt: Passenden Mittelweg gefunden. Ich habe ein OurPlanat Chenango3, welches sich nach ein paar Treffen auch bei zwei anderen Foristen im Gepäck wiederfand. Wichtigst: Wassersäule Aussenzelt sollte deutlich ÜBER den 2000 liegen. Ein Zelt das mit Aussenzelt aufgebaut werden kann, erhält bei Dreckswetter einen trockenen Innenraum.

Zum Gepäck: Tankrucksack kann ich Dir noch empfehlen und auch anbieten :mrgreen:

Als Werkzeugbox für unterwegs: An die Stelle des eigentliche Werkzeugtascherls ein 100er Wasserrohr anbringen.
Die Endstücke nicht vergessen und als max Länge haben sich die 30cm etabliert. Passt dann eigentlich alles wichtige hinein und ist wasserdicht verschließbar.

Grüße
"Es gibt scho gnuag di ma soang wos i tua soi, da datst ma du groat obgehn"
It's not the fall that kills, it's the sudden stop at the end

DR 650 R [SP44B] Bj 93 Bild
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