Servus
Obwohl "Eintopftreiber" aus der gleichen, weinseligen Gegend (Pfalz!) kommt, muss ich hier vehement Einspruch erheben:
Zur Erklärung muss ich ein klein wenig ausholen:
- im allgemeinen Sprachgebrauch der Eingeborenen (Pfälzer) ist mit "Schorle" sowohl ein Mischgetränk, als auch eine Glasgröße bezeichnet, dass überwiegend aus halb-Liter-Gläsern (sogenanntes "Dubbeglas",traditionell!) getrunken wird! Wobei für die Glasgröße auch die Bezeichnung "Schobbe" also Schoppen (Füllmenge =500ml) geläufig ist.
Vernachlässigen können wir hierbei die nahezu gleichgroßen "Weinstangen"; Gläser von gerader, glatter Form, gehören aber auch zur Kategorie der "halb-Liter-Klasse" und finden durchaus häufig bei hiesigen Weinfesten Verwendung. Siehe hierzu auch:
https://de.wikipedia.org/wiki/Dubbeglas
Äußerst ablehnend steht der Pfälzer der allgemeinen Tendenz gegenüber, das Volumen jener Gläser auf 400ccm zu verringern, zumal diese immer noch als "Schoppen" bezeichnet und verkauft werden sollten.
Dies konnte sich in der Pfalz nicht durchsetzen!
Um die Art der Mischung zu präzisieren, wird dem Bestellwort "Schorle" noch ein Terminus vorangestellt, z.B. "Müller-" was nicht gleichbedeutend mit der Verwässerung von Milchprodukten einer bestimmten Marke, sondern sich in diesem Fall auf die Rebsorte "Müller-Thurgau" bezieht, die 1882 von Hermann Müller-Thurgau, aus den Rebsorten Riesling und Madeleine Royal gekreuzt wurde, neudeutsch auch unter der Verkaufs- u. Marketingbezeichnung "Rivaner" bekannt und eben ein "guter Schoppen"- Wein ist!
Erwähnenswert sei ebenfalls, dass zur Herstellung einer Wein-Schorle eher Qualitäts-Landweine herangezogen werden, es niemals einem Eingeborenen einfiele, einen hochwertigen Wein, im wahrsten Sinne des Wortes, zu "verwässern".
Im Gegensatz dazu gibt es noch die Bezeichnung Schorle für Mischgetränke wie Apfel-, Trauben- oder andere Säfte mit Mineralwasser, aber dies soll hier keine Rolle spielen.
...eingeschränkt zustimmen kann ich jedoch:
Gelöschter User hat geschrieben:sauer
...wobei der Bezug auf der geschmacklichen Ausrichtung des der Schorle
zuzufügenden Wassers liegt. Verstanden wird unter "Wein-Schorle-sauer" imho "saures" Wasser, also Mineralwasser mit Kohlensäure, jedoch ohne Süßungsmittel!
Im Gegensatz hierzu, fallen Personen eher unangenehm auf, die nach einer "süße Weinschorle" oder anderen, z.T. sogar unsäglichen Mischungen verlangen!
Erwähnt werden muss hier, als abschreckendes Beispiel, der "Persching" (Pfirsich) eine beklagenswerte Vereinigung von Spätburgunder-Weißherbst mit Orangenlimonade(z.B. Fanta)...der Pfälzer stimmt ein leises Klagelied an...
Aber i.d.R. handelt es sich um Tagestouristen aus anderen, umliegender Regionen, wie z.B. "Badenser"(Badener) "Gäälfießler"(Karlsruher) "Schwoobe" (Schwaben) "Roilänner"(Rheinländer)"Saarlänner" (Saarländer, zu denen ein besonders herzliches Verhältnis besteht) die meist mit den Sitten der Einheimischen wenig vertraut, oder diese bewußt ignorieren, um sich von der Masse abzuheben.
Völlig abwegig ist die Annahme, dass eine Weinschorle "sauren Wein" enthält, der in dieser Form in der Pfalz überhaupt nicht existent ist!
Pfälzer Weine sind allenthalben "trocken" ausgebaut, dies bezeichnet (nach dem Genuß eines solchen Weines) im Abgang, das Gefühl einer gewissen Trockenheit auf der Zunge.
Weiter ist die Menge des zugefügten Wassers von immenser Bedeutung und wird lokal sehr unterschiedlich gehandhabt: in den umliegenden, größeren Städten wie Ludwigshafen, Mannheim oder Heidelberg nimmt die Menge des in die Weinschorle gemischten Wassers proporzional zur Entfernung zur deutschen Weinstaße zu! Wobei zu erwähnen sei: bei den beiden letztgenannten Städten nimmt leider die Verunreinigung der "Weinschorle" durch "badischen Wein" ebenso zu!
Am geläufigsten sind nachfolgend genannte Mischverhältnisse:
-
protestantische o.evangelische Schorle: 2/3 Wein, zu 1/3 Wasser (=Anspielung auf eine gewisse puritanische Gesinnung der Angehörigen jener Konfession, bezeichnet und eingeschenkt aber von Angehörigen der anderen Konfession)
-
katholische Schorle: 4/5 Wein zu 1/5 Wasser (=soll eine sinnesfreudigere Lebenshaltung der Katholiken suggerrieren, wiederrum bezeichnet und eingeschenkt von eben diesen)
-
Hambacher Schorle: Wein bis zum Fähn'l, aufgefüllt mit Wasser
(hier wird die Weinschorle in einem Gedenkglas anläßlich Hambacher Festes 1832, kredenzt. Eine Schwarz-Rot-Goldene Fahne schwenkend, erklimmt ein "Revolutionär" allen voran den Schlosshügel bei Hambach, um für Bürger-,Menschen-, und Freiheitsrechte einzutreten. Der Wein wird symbolträchtig bis zur Spitze der Fahnenstange eingeschenkt!)
Nebenbei: das Hambacher Fest 1832 am Hambacher Schloss gilt gemeinhin als die Wiege der deutschen Demokratie, siehe heirzu:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hambacher_Fest
- Die "beste Mischung" aber so heißt es, gäbe es wohl in Maikammer, einem schmucken Winzerort an der Deutschen Weinstraße, zwischen Neustadt und Landau gelegen, aber schaut selbst:
https://www.youtube.com/watch?v=P1QSEalXFjQ
Mein Einspruch hatte aber einen ganz anderen Grund:
- die Weißherbstschorle, gefärbt wie der Sonnenaufgang über den Rebgesäumten Hügeln der Pfalz, sonnendurchtränkter Morgennebel, frisch, klar und spritzig, lieblich wie die Schöne, die Dir das Glas bis zum obersten Rand füllte... - nicht zu verachten!
Und:
- Riesling wird völlig überschätzt!
Meine Meinung!
Was das alles nun mit "38" zu tun hat?
Keine Ahnung!
Ich hab mal versucht 38 Weißherbstschorle zu trinken, bei 18 hab ich aufgehört zu zählen...danach weiß ich nix mehr...
Grüße an den Rest der Welt
