Alpen und Korsika 2016 - Planlos auf der Insel

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Standard94
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Alpen und Korsika 2016 - Planlos auf der Insel

#1 

Beitrag von Standard94 »

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Das Forum weist einen erheblichen Mangel an DR-Reiseberichten auf, daher will ich euch meinen Sommerurlaub nicht vorenthalten. :D
Unterwegs war ich mit einem Freund, der den Reisebericht in einem andren Forum schreibt, sprich ich kopier seine Einträge und pass sie etwas an.
Bevor ich anfange, bedank ich mich nochmal ganz herzlich bei Martl, der mir seine Satteltaschen verkauft hat. Danke!
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Los gehts:

Im November letzten Jahres kam die Idee auf, zu dritt diesen Sommer einen Motorradurlaub zu machen. In einer Whatsappgruppe wurde also fortan geplant und das Ziel auserkoren: Korsika. Wenn man denn aber schon gen Süden unterwegs ist, ist doch noch was ganz schönes im Weg: die Alpen. Die wurden schnell in die Planung aufgenommen und eine 8-tägige Anreise nach Nizza, von wo aus wir nach Korsika übersetzen wollten, war auch schnell geplant.
Einer aus der Gruppe sprang aus diversen Gründen, unter anderem Zeitproblemen wegen diverser Klausuren, ab. Also wurde es eine Zweier-Tour: Luca (der mit der Bandit, nicht hier im Forum) und ich. Luca und ich kommen beide aus dem wunderschönen Saarland und waren auf der gleichen Schule. Ich bin zum Studium nach München gezogen, er blieb oben, inhaltlich machen wir aber ziemlich das gleiche :lol: Wir kennen uns lange genug und das sollte doch für die Tour passen.

Die geplante Anreise nach Nizza sah im Endeffekt ungefähr so aus:

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Auf Korsika hatten wir nichts vorgeplant und wollten ganz spontan sein, so wie eigentlich auch bei jedem anderen Aspekt unserer Reise. Los ging es am Sonntag, dem 05.06. Für Luca einen Tag früher, denn er musste ja irgendwie nach München. 3 Wochen hatten wir Urlaub und damit Zeit für die Tour. Übernachtungen sollten im Zelt stattfinden, dafür hatten wir unsere Campingausrüstung Anfang des Jahres entsprechend aufgestockt mit jeweils einem neuen Zelt, einer Exped Synmat und diversem Kleinkram.

Für die Fahrt waren wir so ausgerüstet:
Luca mit Bandit 1250 Bj. 2007, ca. 28000km, kleinere Satteltaschen, großes Topcase, Gepäckrolle mit Campingkram drin auf dem Soziussitz und ein kleiner Tankrucksack.
Ich mit DR 650 RSE Bj. 1994, ca. 45500km, große Satteltaschen, 2 Trekking-Rollen und Gepäcknetz für nasse Klamotten auf dem Soziusplatz untergebracht.

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Wie Eingangs bereits erwähnt, haut Luca in die Tasten und die Bilder kommen von uns beiden. Um genau zu sein, meine finden sich alle auch hier und Lucas sind bei abload.de gehostet. Da ich auf seine Posts warten muss, kann sich das auch hier etwas ziehen.
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Standard94
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Re: Alpen und Korsika 2016 - Planlos auf der Insel

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Beitrag von Standard94 »

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04.06.2016

Hier ist Luca, mehr oder weniger trocken (eher weniger) nach München gefahren. Hat einen Teil der Strecke mit einem weiteren Fahren durch den Schwarzwald gemacht und nur die letzten 300km über die Dosenbahn. Angekommen ist er gegen 20:20 Uhr.

Ich hatte schon das Auto aus der Garage verbannt und meine DR stand fertig bepackt neben einem freien Platz für die Bandit. Luca wollte die Bandit in der Garage dann noch auf den Hauptständer wuchten - vergeblich. Hat er heute schon mehrfach gemacht, aber jetzt wollte sie einfach nicht. Er stand mit seinem gesamten Körpergewicht auf dem Ausleger (das reicht normalerweise schon) und zog an der Soziusraste nach oben-hinten. Das Hinterrad bewegte sich nur ein paar Millimeter vom Boden, anschließend kam die Bandit inklusive Luca ins Kippen. Er ließ also los, sein Mopped kippte von ihm weg nach rechts um. Es fiel aber weich: durch die rechte Seitentasche der Bandit und die linke Seitentasche der DR gepolstert auf ebenjene DR650. Diese wiederum kippte vom Seitenständer nach rechts und landete auf einem Fahrrad, das an der Garagenwand lehnte :pinch:
Schadensbilanz: ein kaputter Fahrradkorb, Kratzer in seinem Sturzpad (jetzt sind wenigstens beide benutzt), verdrehter Handprotektor und verdrehte rechte Amaturen an der DR. Das war schnell gerichtet, Schrauben auf, gerade drehen, Schrauben zu. Das Aufheben vorher war allerdings nicht so einfach: wenig Platz und ein 250kg-Motorrad mit 40kg Gepäck, dass man nicht richtig anpacken kann, weil es auf einem anderen Motorrad liegt. Nachdem er Topcase und Packrolle abgemacht hatte, konnten wir beide Motrräder aufheben und den Schaden begutachten und richten.

Gab dann abends noch Bier und dann Bett, morgen gehts dann endlich richtig los.
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Re: Alpen und Korsika 2016 - Planlos auf der Insel

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Beitrag von Standard94 »

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05.06.2016 - Tag 1 - München -> Bozen - ca. 310 km

Der Sonntag wurde unser erster gemeinsamer Fahrtag diesen Urlaub. Wir starteten nach einem eher gemütlichen Frühstück gegen 10 Uhr. Natürlich regnet es wieder, aber wir können ja ganz gemütlich im trockenen Haus die Regenkombi anziehen. Erste Anlaufstelle war die Tankstelle im Ort, da Luca am Tag vorher im Gewitter nur noch auf Ankommen gefahren ist und das geplante Volltanken weggelassen hat.
Von der Tankstelle geht es Richtung Autobahn, wir fahren bis Garmisch-Partenkirchen A95, dann den Fernpass und anschließend das Timmelsjoch. Bis zum Fernpass fahren wir ausschließlich im Dauerregen - die Regenkombi hält.

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Pause vorm Fernpass

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Wir erhaschen bei einer Pause einen schönen Blick auf die Sonnenspitze


Der Fernpass ist eine einzige Kolonnenschleicherei. Immerhin wird das Wetter immer besser. Auf dem Weg zum Timmelsjoch hoch wird es sogar richtig warm und die Sonne strahlt. Und nicht nur die, auch die Polizei unseres Nachbarlandes sendet Strahlen aus und misst mit der Laserpistole fleißig vorbeifahrende Fahrzeuge. Wir werden freundlicherweise von so ziemlich jedem entgegenkommenden Fahrzeug kilometerweit davor gewarnt :grin:
Am Timmelsjoch sehen wir das neue Top-Mountain-Motorrad-Museum. Die wollen allerdings 10 Euro Eintritt und so belassen wir es dabei auf dem Aussichtssteg Fotos zu machen.

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Pause auf dem Weg zum Timmelsjoch

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Mautstelle und Motorradmuseum

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Foto vom Steg an der Maustelle


Kaum sind wir durch die Mautstelle durch und um die erste Kurve, regnet es wieder. Da wir aber den nassen Zustand der entgegenkommenden Motorräder und ihrer Fahrer an der Mautstelle gesehen haben, hatten wir schon wieder Regenklamotten an (mittlerweile sind wir sehr gut im Regenkombi an- und ausziehen :grin: ) Zwischen der Mautstelle und der eigentlichen Anfahrt zur Passhöhe ist eine etwas längere Gerade. Wir "bummeln" dort mit ca. 90 km/h auf nasser Straße lang und gucken uns die Landschaft an, da knallen eine Monster 1200 und eine FZ1 deutlich schneller an uns vorbei.
Geradeaus schnell können sie anscheinend, schnell um nasse Kehren eher weniger. Nach der ersten Kehre hat Luca die Monster wieder überholt, da reichen die brachialen 46PS und 50Nm der DR einfach nicht um mit zu ziehen, und hänge hinter dem FZ1-Fahrer fest. Der schiebt sein Motorrad im ersten Gang mit nicht viel mehr als Standgas um die Kehren. Maximal 10 km/h stehen bei mir da auf dem Tacho. Leider lässt er es aus der Kehre raus, sobald er geradeaus fahren kann so fliegen, dass Luca mit der beladenen Bandit schon extrem rabiat vorgehen müsste, um an ihm vorbei zu kommen. Er bleibe lieber dahinter, ich sowieso. So ähnliche Situation werden wir immer wieder haben, aber die DR ist trotzdem viel zu geil um sie gegen was mit mehr bums zu tauschen.

An der eigentlichen Passhöhe fahren wir vorbei und nehmen sie gar nicht richtig wahr. Dafür stoppen wir weiter unten, endlich wieder im Trockenen und mit genialer Aussicht. Dann geht es weiter über eine sehr schöne Strecke ohne nennenswerte Zwischenstopps, bis wir irgendwann nach Italien reinkommen. Dort fahren wir eine Rechtskurve, die immer länger wird, in einen Tunnel führt, weiter geht und nach 270° Richtungsänderung aus der ursprünglichen Fahrtrichtung gesehen links an einem Hang aus dem Tunnel herausführt. Direkt danach halten wir an und haben eine genialen Übersicht über ganz Bozen.

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Mit einer DR muss man jede Offroad-Passage nutzen :grin:

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Nicht enden wollende Rechtskurve

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Blick über Bozen


Wir entscheiden, dass es für heute reicht und ich suche am Smartphone auf meiner Navi-App mit OSM-Karten Campingplätze raus. Luca hat ein Auslands-Datenpaket gebucht und schaue bei Google nach den gefundenen Plätzen. Wir entscheiden uns für Camping Moosbauer, da er preislich nicht über den Alternativen liegt, aber 4 Sterne und einen Pool hat (ja wir waren wählerisch). Wir steuern den Platz an und obwohl der recht kleine Platz schon sehr voll ist, hat man noch ein Plätzchen für uns übrig. Da wir in Südtirol sind, haben wir noch das Glück, dass hier Deutsch gesprochen wird, wir können nämlich fast kein Wort italienisch. Nach dem Einchecken macht sich Nic erstmal bei unseren Platznachbarn beliebt, indem er die Bremsschewelle an der Campingplatzeinfahrt mit einem Mini-Sprunghügel verwechselt und kurz davor ein wenig Gas gibt. Die DR wird nicht übertrieben schnell bei dem Manöver, aber der gesamte Campingplatz hört, dass Motorradfahrer ankommen :grin:
Dann rollen wir aber brav an unseren Platz und sehen eine Reihe weiter einen GSR-Fahrer mit Berliner Kennzeichen und Zelt stehen. Wir bauen unsere Zelte auf, gehen in dem sehr schönen und gepflegten Pool baden und machen anschließend auf dem Campingkocher Nudeln mit Tomatensauce. Naja, eher mit zerkochten, passierten Tomaten, die wir etwas gewürzt haben, aber das zählt auch. Dabei fließt ein Bier aus dem Campingplatz-Shop unsere Kehlen herunter. Wir entscheiden, dass wir noch mehr brauchen und kaufen noch drei Bier. Dann gehen wir den GSR-Fahrer namens Andy besuchen, drücken ihm das dritte Bier in die Hand und unterhalten uns den ganzen Abend mit ihm. Er ist auf dem Weg nach Sardinien und findet es sehr spannend, dass wir einfach ohne etwas vorgebucht zu haben auf dem Weg nach Korsika sind. Irgendwann nach 11 Uhr fallen wir dann sehr platt in unsere Zelte.
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Re: Alpen und Korsika 2016 - Planlos auf der Insel

#4 

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06.06.2016 - Tag 2 - Bozen -> Bratto - ca. 370 km

Die erste Nacht im Zelt haben wir gut überstanden. Die Exped Synmat ist eine echte Empfehlung. Super bequem, relativ einfach aufzupumpen und klein im Packmaß. Morgens gab es dann einen Kaffee. Dazu haben wir immer Wasser auf dem Campingkocher erhitzt, hatten Kaffeefilter und einen entsprechenden Trichter dafür dabei. Nachts hatte es geregnet, beim Abbau bekommen wir die Zelte nicht ganz trocken. Egal, ich kann mein Zelt auch so einpacken, dass das Innenzelt trotz feuchtem Außenzelt trocken bleibt - passt. Um 9 Uhr waren wir wieder unterwegs.

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Abfahrbereit in Bozen

Es ging von Bozen nach Süden zum Gardasee. In Südtirol ist eine Pest ausgebrochen: grüne oder orange Tonnen mit Fotoapparaten drin. Ständig stehen die Dinger im Ort rum und wollen Fotos von schönen Fahrzeugen machen - von hinten... Freundlicherweise steht auf der Vorderseite zur Erinnerung nochmal das Tempolimit drauf. Anscheinend sind die Kästen aber nicht alle scharf, denn Einheimische heizen immer etwas flotter vorbei. Die Krönung ist ein blauer Fiat, der uns beide ziemlich knapp mit mindestens 80 innerorts überholt und dabei anhupt, weil wir brav 50 fahren. Zurückgehupt haben wir aber nicht, die Aufschrift "Carabinieri" hielt uns davon ab :grin:

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Kleine Pause

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Schöne kleine Sträßchen

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Ausblick über den Gardasee


Die Uferstraße am Gardasee im Westen ist absolut nicht zu empfehlen. Die ist wie der Ferpass nur in flach. Eine lange Kolonne schiebt sich im Schneckentempo am See entlang. Weiter geht es am Idrosee entlang. Die Strecke ist wunderschön und die Aussicht traumhaft. Vom Idrosee geht es weiter gen Westen durch Breno. Bis hierher hatten wir sehr gutes Wetter, es war nur etwas heiß. Als Lucas Bandit mal wieder nach einer Tankstelle ruft, ist er unachtsam und steuere eine "Servito"-Zapfsäule an. Sofort ist ein freundlicher Tankwart bei ihm und füllt die Bandit auf. Er zahlt dafür stolze 1,70€/l :shocked: Ich bin aufmerksamer und suche mir eine "Self"-Zapfsäule mit einem humaneren Literpreis.

Dann geht es weiter und nach einem überwiegend schönen Tag setzt mal wieder der Regen ein. Gegen Nachmittag lässt das glücklicherweise nach. Irgendwann tut uns der Hintern ziemlich weh (nach 370 km kleinsten Sträßchen kein Wunder) und wir suchen in den Bergen nördlich des Lago D'Iseo nach einem Campingplatz. OSM kennt nur einen Campingplatz in der Nähe, den steuern wir an. Auf den letzten Kilometern dahin hat Luca auf nasser Straße bei relativ geringer Geschwindigkeit einen Rutscher über beide Räder, es versetzt ihn einen halben Meter. Warum, ist nicht klar, die Z8 sind sehr gute Reifen im Regen und ich hatte auch keine Probleme.
Der Campingplatz stellt sich bei Ankunft als Dauercamper-Platz heraus und ist zudem komplett verlassen. Zu allem Überfluss beginnt es jetzt mal wieder zu regnen. Uns ist es jetzt echt genug. Booking.com sagt uns, dass es einen Ort weiter in Bratto ein B&B gibt, das steuern wir dann an. Mit Händen und Füßen und ohne Italienisch-Kenntnisse organisiert ich ein Zimmer, 50€ die Nacht für das Doppelzimmer inklusive Frühstück. Wir glauben, dass wir etwas über den Tisch gezogen wurden (bei Booking.com stand was von ca. 35€), aber in der Situation war uns das dann auch egal, wir hatten ein trockenes Bett. Das Zimmer war sehr klein, nur ein 2x2m Bett, genug Platz um einmal darum zu gehen und ein spärlich eingerichtetes Bad. Immerhin eine Dusche, die ich dann auch mal prompt nutze.

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Kaum haben wir abgerödelt, hört es auf zu regnen


Kaum hatten wir unser Zeug im B&B diebstahlsicher verstaut, hört es auf zu regnen :pinch: Unsere Essensvorräte sind leer und in der Nähe gibt es keinen Supermarkt. Da es nicht regnet, machen wir uns zu Fuß auf die Suche nach etwas Essbarem. Leider haben sich die beiden Restaurants im Ort abgesprochen und beide Montags Ruhetag. Am anderen Ende vom Ort finden wir einen Pizzalieferdienst mit kleinem Lokal. Das Ding nennt sich iPhizza und hat Speisekarten im iPad-Design :huh: Immerhin sind die Preise erträglich: 7,50€ für eine Pizza Prosciutto e Funghi. Als wir dann unsere Pizza bekommen sind wir doch ziemlich überrascht. Die riesigen Teller verschwinden vollständig unter der Pizza. Auch geschmacklich ist sie sehr gut. Bei der Bezahlung gibt es dann noch Missverständnisse, weil der Italiener nicht versteht dass wir Trinkgeld geben wollten :grin:

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Monster-Pizza für kleines Geld

Zurück im Zimmer schauen wir, was der Fernseher kann: 500 Kanäle, aber keinen Deutsch- oder englischsprachigen Sender. Also läuft noch kurz MTV Italia, die senden tatsächlich noch Musik. Wir schlafen dann aber doch recht schnell. Das ist allerdings schwieriger als gedacht, da die Betten "italienisch" sind. Das heißt, eine richtige Bettdecke gibt es nicht. Luca treibe im Schrank des Zimmers eine Wolldecke auf und ich entscheidet mich dafür, meinen Schlafsack im Bett zu nutzen. Immerhin ist es breit genug, dass man zu zweit darin schlafen kann, ohne sich auf die Pelle zu rücken.
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Re: Alpen und Korsika 2016 - Planlos auf der Insel

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07.06.2016 - Tag 3 - Bratto -> Locarno - ca. 210 km

Wenn man schon in einen B&B übernachtet, muss man das Frühstück natürlich auskosten. Mir ist das ganze aber fast zu süß. Das wir das komplette Gepäck wegen Diebstahlschutz abgerödelt haben, verfluchen wir heute morgen auch. Auch eine kleine Tuning-Maßnahme nehmen wir hier vor: Das Standgas an der DR ist etwas niedrig. Sie geht manchmal aus und läuft nicht wirklich stabil. Also wird das Standgas etwas erhöht. Das hat einen positiven Nebeneffekt: die Fehlzündungen bei Motorbremse werden weniger und leiser. Vorher musste Luca nicht in den Rückspiegel schauen, wenn es in der Kehre hinter mir knallte, war ich noch dran. Das ging sogar so weit, dass man beim Hinterherfahren im Tunnel die Fehlzündungen im Auspuff sehen konnte :shocked:
Wir sind dann trotz gemütlichem Frühstück, der Tuningmaßnahme und dem Befestigen des ganzen Gepäcks wieder um 9 Uhr unterwegs. Wir entscheiden uns allerdings, eine Schleife am Comer See raus zu schneiden, um die Fährfahrt zu vermeiden und südlich am See vorbei zu kommen. Dabei muss Luca feststellen, dass bei dem letzten Softwareupdate die Funktion zum Bearbeiten von Routen auf seinem Blaupunkt Motopilot verändert wurde. Unbekannt verzogen: sie ist nicht mehr da, wo sie vorher war und wir finde sie auch nicht wieder :pinch:
Also übernehme ich die Führung mit Mapfactor Navigator auf meinem Smartphone. Dort ist das Umplanen zwar fummelig, funktioniert aber einwandfrei. Dachten wir zumindest. Das Navi lotst uns erst über kleinste Sträßchen, die zwar schön und auch spaßig zu Fahren sind, aber enorm viel Zeit kosten. Anschließend machen wir eine unfreiwillige Stadttour durch Lecco, dabei adaptieren wir gleich mal den italienischen Fahrstil. Das heißt, das eigentlich alles überholt wird und man sich an jeder Ampel so weit wie möglich vordrängelt. Das beschleunigt das Vorankommen ungemein. Die Italiener störts nicht, sie kontern allerdings damit, dass sie mit dem Auto exakt das Gleiche versuchen :wacko:

Weiter gehts aus der Stadt raus, immerhin umfährt das Navi jetzt brav den Comer See. Dachten wir zumindest. Wir machen erstmal Pause an der Seeuferstraße. Die ist kurvig, schmal und schön zu fahren. Dann hören wir Sirenen und nach einiger Zeit kommt die Polizei um die Ecke. Die Fährt mitten auf der schmalen Straße, der Fahrer gestikuliert aus dem Fenster mit der Kelle und der Beifahrer winkt einfach so aus seinem Fenster. kurz hinter dem Polizeiwagen schiebt sich ein Sattelschlepper über die Straße, die nicht umsonst auf Fahrzeuge bis maximal 10m Länge beschränkt ist. Wir schauen uns das Schauspiel in Ruhe an und fahren anschließend weiter.

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Die Uferstraße

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Erst die Polizei...

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...dann der da

Nach einer schönen Fahrt am Seeufer entlang etwas die Berge hoch, bei der wir einen DR Big Fahrer verfolgen, landen wir in Bellagio. Das Smartphone hat die südöstliche Seespitze umfahren, um die südwestliche Seespitze per Fähre abzukürzen. Dann halt doch Fährfahrt.
In der Warteschlange vor der Fähre treffen wir den DR Big Fahrer wieder und ich als DR-Fahrer bin sehr fasziniert von dem Motorrad :grin:

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Wir sind nicht allein

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Auf diese Fähre wollen wir

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Nach der Überfahrt übernimmt Luca wieder mit meinem Navi die Führung. Ziel ist es einen Campingplatz kurz vor der Schweizer Grenze zu finden, da wir nicht in der Schweiz übernachten wollten.
Dann fahren wir eine kleine Passstraße (Passo di Indemini) hoch. Die Straße ist gerade breit genug, dass sich 2 Kleinwagen in Schrittgeschwindigkeit aneinander vorbei quetschen können und führt durch diverse Bergdörfer. Einmal oben in den Bergen gibt es nur diese eine Straße, die über mehrere Berge führt und irgendwann treffen wir auf einen verlassenen Grenzposten. Jetzt sind wir doch schon in der Schweiz. Immerhin können wir jetzt wieder halbwegs preiswert Tanken, wenn wir wieder im Tal sind. Die Abfahrt ist sehr spannend: Baustellen, dreckige Kehren, engste Straßenführung und ein Gefälle, bei dem eine Bandit 1250 selbst im ersten Gang noch ohne Gas an Geschwindigkeit gewinnt 8o ... Unten angekommen ist es schon Nachmittag und wir müssen noch einkaufen. Und wir stellen fest, dass wir dank Stadtverkehr und den kleinen Sträßchen extrem langsam vorwärts kommen. Druchschnittsgeschwindigkeit: 33km/h :huh:

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Pause auf einer der kleinen Straßen. Das ist ein Wendeplatz, damit die Anwohner mit dem PKW die Auffahrt zum Haus im Hintergrund schaffen.


Wir finden ein Aldi, auf dessen Parkplatz gerade eine größere deutsche Motorradgruppe rastet. Ein kleiner Einkauf, für den wir im Rest vom Urlaub im Bereich von ca. 20 € zahlen, kostet hier 31 Franken. Aua. Jetzt suchen wir einen Campingplatz und finden einen preiswerten Platz bei Locarno, auf dem man Deutsch spricht (wir sind ja noch in der italienischen Schweiz). Auch einen Pool hat es hier. Ein nettes Tübinger Rentnerpaar auf dem Platz neben uns leiht mir einen Hocker aus, Luca hat einen kleinen Dreibein-Hocker dabei.
Beim Aufbau beginnt es wieder zu tropfen. Muss nicht sein, immerhin war heute der erste schöne Fahrtag mit wenig Regen, viel Sonne und bis zu 30°C. Das Wetter stabilisiert sich und wir suchen den Pool auf. Abends fängt es dann gegen halb 8 richtig zu Regnen an, wir verziehen uns also früh in die Zelte.
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Re: Alpen und Korsika 2016 - Planlos auf der Insel

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08.06.2016 - Tag 4 - Locarno -> Abondance - ca. 340 km

Vom Campingplatz in Locarno geht es los Richtung Gotthardpass. Wir wollen die Autobahn meiden, um die Vignette zu sparen. Deswegen fahren praktisch parallel zur Autobahn über Landstraßen und durch Ortsdurchfahrten. Wir wollen heute über die Tremola fahren, Tunnel oder der neue Gotthardpass kommen nicht in Frage. Wir fahren die ersten kehren der Tremola und haben schon einige Kopfsteinpflaster-Passagen drin, als wir vor einem Durchfahrt-Verboten-Schild mit Zusatz "chiuso" stehen. Von dort gibt es eine kleine Überleitung auf den neuen Gotthardpass. Dann müssen wir wohl den nehmen. Kurz vor der Passhöhe halten wir an, um uns wärmer anzuziehen. Von unserer Haltebucht hat man perfekte Sicht auf die Tremola. Es sind doch tatsächlich noch ganze 3 Kehren voll Schnee, der Rest frei. Ein Bagger sorgt gerade dafür, dass es den 3 kleinen Schneefeldern auch noch an den Kragen geht und ein einsamer Radfahrer strampelt da hoch.
Hinter uns hält auch noch ein deutscher Transalp-Fahrer an, mit dem wir kurz Plaudern.

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Pause am Gotthardpass

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Blick vom neuen Pass auf die Tremola

Weiter geht es, über die Passhöhe, ein wenig runter und im ersten Dorf links abzweigen zum Furka. Die Strecke ist mal richtig genial zu fahren. Auf dem Weg hoch kommt uns eine Gruppe sehr alter Vespas (60er/70er Jahre) entgegen. Auch nicht schlecht. Am Passschild klettern wir durch ein kleines Schneefeld, um bessere Aussicht zu haben.

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Passhöhe am Furka

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Das Poserbild (mit geschicktem Größenausgleich) darf nicht fehlen

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Das Ding stand auch da rum

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Blick ins Tal nach einer kleinen Kletteraktion durch den Schnee


Hinter dem Furka gehts dann weiter parallel zur Autobahn über Land. Das ist in der Schweiz richtig ätzend. Wir merken, dass wir noch relativ früh im Jahr dran sind, denn außer Gotthard und Furka ist hier eigentlich nichts offen. Nufenen und Grimsel sind als geschlossen ausgeschildert. Dann gehen auch sie Schauer gehen wieder los. So langsam hatten wir doch genug Regen :pinch: Auf einer Landstraße fahren wir auf einen dunklen Schleier im nächsten Ort zu. Wir denken schon wieder an Regen, aber bei der Annäherung erkennt man Blaulicht und es stellt sich als Rauchwolke heraus. Da brennt irgendein Gebäude und die Durchgangsstraße ist gesperrt. Wir fahren also einfach drauf los in die Seitenstraßen und finden eine Umleitung. Als wir wieder auf die Hauptstraße treffen, sind wir sehr nah am Geschehen dran. Ich erkenne mindestens 3 komplette Löschzüge, die schon einige Zeit am Werk sein müssen, wenn man sich anschaut, was die alles schon aufgebaut haben. Trotzdem kommen uns auf den nächsten 20 Kilometern immer wieder Einsatzfahrzeuge entgegen. Scheint also was Größeres gewesen zu sein.

Zur Abwechslung auf der öden Strecke haben wir ein paar Schlenker in der Route, bei denen man vom Tal ein wenig den Berg hoch in irgendein Bergdorf fährt um weiter hinten wieder unten im Tal zu landen. Da wir heute aber aus der Schweiz raus wollen, entscheiden wir uns, einen dieser Schlenker auszubauen. Das geht bei mir ganz gut, da der nächste Routenteil direkt hinter der Schleife beginnt, also muss Luca nur die nächste Route reinladen. Dabei schmiert sein Blaupunkt Motopilot ab. Eine WindowsCE-Fehlermeldung von irgendwelchen Arbeitsspeicherproblemen prangt auf dem Display. Leider berücksichtigt WinCE nicht die Hochformat-Ausrichtung und deswegen hängt ein Teil der Meldung und auch der vermutete Button zum Wegklicken rechts aus dem sicht- und klickbaren Bereich heraus :cursing: Auf den Ausschalter reagiert das Navi auch nicht mehr. Luca trennt es also vom Strom und findt schon damit ab, den Akku leerlaufen zu lassen. Wir fahren also nach meinem Smartphone weiter. Irgendwann bekomme Luca das Navi aber ausgeschaltet und wieder hochgefahren und dann läuft es wieder flüssig.
Mittlerweile haben wir einen Verdacht woran es gelegen hat: Luca hatte das Navi immer nur in den Sleep-Modus geschickt, auf der Reise war es noch nicht komplett ausgeschaltet worden. In den Bergen hat es oft in den Kehren Probleme gehabt, uns zu folgen und teilweise 10 Minuten die Position gesucht. Dabei hat es immer wieder die Route vergeblich neu berechnet. Das Verhalten wurde immer schlimmer. Anscheinend wurden Artefakte von dieser Rechnerei nicht richtig beseitigt, es wurde immer langsamer und das Verhalten trat immer häufiger auf bis Feierabend war. Seit diesem Vorfall hat Luca das Navi immer über Nacht ausgeschaltet und hatte danach keinerlei Probleme mehr damit.

Wir fahren trotz meines mittlerweile wieder funktionierenden Navis weiter nach meinem Smartphone, ich habe den ersten Campingplatz auf französischer Seite als Ziel eingegeben. Dieser hat allerdings geschlossen, so dass wir den nächsten Platz ansteuern. Der ist eher ein Garten, in den ein Sanitärhäuschen gepflanzt wurde als ein Campingplatz, aber wir kommen für kleines Geld unter. Es beginnt wieder zu regnen, passend zum Zeltaufbau. Immerhin haben wir die Regenkombis wegen der vielen Schauer unterwegs noch an, so bleiben wir beim Aufbau trocken. Luca ist ziemlich fertig, hat Hunger und ist mies gelaunt (iss ein Snickers :wink: ). Ich mach mir einen Salat aus den Dosen, die er noch in den Satteltaschen hat: Thunfisch, Mais und Kidney-Bohnen. Luca brauche etwas warmes zu essen (mimimi) und fährt in den Ort. Der ist eher auf Wintersport ausgerichtet und vieles hat zu, aber er findet trotz minimaler Französischkenntnisse etwas zu essen.

Zurück auf dem Campingplatz hört es auf zu regnen und die Sonne kommt heraus. Wir sind allerdings ganz schön geschafft und sind schon gegen halb neun im Zelt. Pünktlich zum nächsten Regen...

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Das war unser Campingplatz, am nächsten morgen bei Sonnenschein
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Re: Alpen und Korsika 2016 - Planlos auf der Insel

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09.06.2016 - Tag 5 - Abondance -> Bourg-Saint-Maurice - ca. 300 km

Heute morgen ist es trocken. Was man von den Zelten, der Wiese und den Motorrädern nicht behaupten kann. Kurzes Frühstück, wie immer mit Kaffee vom Campingkocher und dann nasse Zelte einpacken - unschön. Morgens haben wir kurz Sonnenschein, dann Bewölkung und leichten Nieselregen, aber der hört direkt wieder auf und es wird endlich sonnig. Immerhin hatten wir schon mehr als genug Regen. Morgens machen wir über Straßen mit schöner Streckenführung ordentlich Strecke, da diese zwar gut kurvig, aber ohne Probleme dauerhaft mit dem Außerorts-Tempolimit (oder ein wenig schneller :whistling: ) zu befahren sind. Da entdecke ich auch eine Art Straße, die ich noch nicht kannte: 2+1-spurige Landstraße, allerdings ist der Überholstreifen in der Mitte für beide Fahrtrichtungen da. In Deutschland würde so etwas nicht lange gut gehen. Das tut es hier allerdings auch fast nicht. Als wir eine Kolonne auf diesem Stück überholen, schert ein SUV aus und räumt Luca fast ab. Immerhin ist ja noch die Gegenspur da, die er dann auch benutzt, drei Spuren auf einer dreispurigen Straße in eine Richtung belegt...

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Irgendwann fahren wir auch über den Col de la Colombière


Weiter geht es über kleinere Sträßchen und irgendwann sind wir in Nancy. Nancy? Das passt doch geographisch gar nicht ?( Naja, ein weiteres Schild gibt genauere Informationen: wir sind in Nancy sur Cluses.

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Bekannte Ortsnamen


In dem Ort steht ein Schild "ROUTE BARRÉE". Wir entscheiden uns, es einfach mal zu versuchen, als ein Dorfbewohner vorbei spaziert. Ich spreche ja fließend Französisch, also frag ich den Passanten, ob wir da durch kommen. LucasFranzösisch ist seit der Schule großteils wieder abhanden gekommen, aber er verstehe die Antwort auch ohne Übersetzung: Ja, aber wir sollen aufpassen, da ist überall Split. Das stimmt auch, die Straße besteht praktisch nur aus Split, da ist nicht mal eine richtige Tragschicht drunter. Ich fahr vor und lass Luca schnell hinter, Angst um Steinschlag und kaputte Kühler oder Ölfilter hab ich nicht.

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Rollsplit endlich überstanden, ich musste auch nur gefühlt eine halbe Ewigkeit warten


Anschließend fahren wir über kleine, schmale Bergsträßchen. Auf einer geht es längere Zeit bergab Richtung Tal und wir laufen auf einen Pickup auf. Der hat die Ladefläche voller Arbeitsgeräte, unter anderem fliegt eine Motorsäge mit offener Kette ohne Schutzhülle einfach ungesichert über die Ladefläche. Der Pickup zieht einen größeren Hänger mit Doppelachse und ca. 3m langer Ladefläche hinter sich her. Die Seiten sind mit Gittern in die Höhe verstärkt und der Hänger ist voll Holz. Der Fahrer treibt den Pickup kurvenschneidend in atemberaubenden Tempo den Berg hinunter :wacko: In einer Kurve heben sogar die kurveninneren Räder des Anhängers ab :cursing: Dabei sitzt der Fahrer lässig in seinem Sitz und hat ein Handy am Ohr. Wir verzichten aus Überlebenswillen dann darauf den Pickup zu überholen :smirk: Der rauscht mit ca. 70 in das nächste kleine Dorf mit schmaler Durchfahrt rein, wo er prompt eine Vollbremsung hinlegen muss, um nicht in einem entgegenkommenden LKW einzuschlagen. Die beiden müssen sich dann auch noch mühselig aneinander vorbei rangieren.

Unten im Tal treffen wir auf eine etwas größere Straße, die zum Cormet de Roselend führt. eigentlich. Alle Passschilder sagen "ouvert", wir stehen aber vor einer Straßensperrung wegen "Eboulement" - ein Erdrutsch. Die Umleitung ist in die Richtung ausgeschildert, aus der wir kommen :?:

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Gegenteilige Aussagen: "OUVERT" vs. "ROUTE BARRÉE"

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Die Umleitung geht wieder zurück

Wir machen erstmal Pause und überlegen, ob wir es einfach probieren sollen. Das hat heute immerhin schon einmal geklappt. Als wir kurz davor sind, einfach loszufahren, kommt ein mit Erde beladener LKW aus der Sperrung gefahren. Den halten wir natürlich direkt an und fragen nach. Oder eher: Ich frage nach. Der Fahrer sagt, dass dort kein Durchkommen ist aber die Umleitung wäre kurz und würde schon ein wenig weiter hinten auf die Hauptstrecke treffen. Also fahren wir wieder zurück und finden tatsächlich die kleine Abzweigung, die uns weiter bringt.

Auf dem Weg zum Cormet kommen uns immer mehr Motorradfahrer in Regenkombi und ziemlich nass entgegen. Also schlüpfen wir nach nur einer viertel Stunde wieder in die Regenkombi, die mittlerweile fast zum Bekleidungsstandard mutiert.

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Der Cormet de Roselend im Regen


Irgendwann kommen wir in Bourg-Saint-Maurice an. Dort stehen Schilder für den Saint Bernard und den Col de L'Iseran. Der Iseran ist noch "fermé". Aber das Navi führt uns nicht in diese Richtung. Aus irgendwelchen Gründen haben wir beide einen Denkaussetzer und fahren einfach weiter. Irgendwann treffen wir dann wieder auf die Hauptstraße zum Col de L'Iseran. Auf der Straße wird Luca wieder beim Überholen fast von einem ausscherenden SUV abgeräumt, so langsam wird das zur Gewohnheit :cursing: Wir durchfahren mehrere Baustellen mit Ampeln, eine davon liegt im Tunnel. Als wir die Rotphase überstanden haben, fahren wir rein und direkt kommen uns zwei Lichter entgegen. Aus geringerem Abstand lässt sich ein kleiner Kipper erkennen, mit dem Abraum transportiert wird. Der fährt zur Seite und wir können weiter, raus aus dem Tunnel. In dem haben die Arbeiter nämlich den Kipper, einen Bagger und einen großen Kompressor am laufen, aber keine zusätzliche Belüftung. Der Tunnel stinkt stark nach Dieselabgasen so dass wir dort drin nicht länger als nötig sein möchten. Die armen Arbeiter...

Wir kommen irgendwann in Val d'Isere an. Der Wintersportort ist im Sommer eine einzige Baustelle und bis auf die Arbeiter komplett verlassen. Hier lernen wir auch das französische Verhältnis zur Ladungssicherung kennen. Ein Tieflader ohne Ladung, aber mit dem Begleitfahrzeug auf dem Hänger kommt vorbei. Das Begleitfahrzeug ist ein Renault-Kastenwagen. Die Ladungssicherung wird mit einem Spanngurt erledigt: einfach durch die Fahrertür rein und die Beifahrertür wieder raus. Die Mittelkonsole bedankt sich sicher :grin:
Hier glauben wir dann dem Schild mit der Sperrung und drehen um.

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Wir wollten es erst nicht wahr haben...

Wieder in Bourg-Saint-Maurice angekommen, stellen wir fest, dass die Umfahrung 150km Umweg bedeutet :pinch: Da es aber schon Nachmittag ist, kaufen wir kurz noch was zu Essen und fahren dann einen Campingplatz in den Bergen um Bourg-Saint-Maurice an. Der Campingplatz, den wir finden nennt sich Le Bioley und ist wirklich klasse. Man fährt eine winzig kleine Straße den Berg hoch und kommt irgendwann auf dem Platz an. Der Platz hat eine atemberaubende Aussicht auf die umliegenden Berge und einen Pool. Wir sind die einzigen Gäste und dürfen uns einen Platz aussuchen. Den Bürokram regelt die Tochter der Besitzer, die als einzige anwesend ist. Dabei telefoniert sie mindestens drei mal mit ihrer Mutter, weil sie irgendwelche Sachen nicht findet oder sich beim Preis unsicher ist (wir wären auch für lau da geblieben :mrgreen: ):grin:
Wir suchen uns dann einen Platz am Rand des Geländes aus, hinter unserem Platz geht es den Hang runter ins Tal, was uns eine noch viel bessere Aussicht auf die gegenüberliegenden Berge verschafft.

http://abload.de/img/ntsx1.jpg
freie Platzwahl ist Klasse :)

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geniale Fernsicht

Heute war auch der Tag, an dem mein Tacho angefangen hat durch gehend zu behaupten ich würde stehen. Ein näheres betrachten der Tachowelle auf dem Campingplatz ergab, dass die Welle wohl gebrochen sein muss. Ein erster Versuch die Schraube unten am Rad zu lösen hab ich lieber schnell abgebrochen, bevor die Schraube ganz rund war. An dieser stelle sei Suzuki für ihre Butterschrauben nochmals von ganzem Herzen verflucht.
Luca hat heute auch festgestellt, dass der Zustand der Bremsbeläge von "sollte den Urlaub noch halten" auf "sehr bedenklich" gewechselt hat. Das hat vermutlich die ganze Fahrerei in den Alpen als Grund. Er sucht noch schnell einen Suzuki-Händler auf Korsika, den ich morgen anrufen darf.

Später am Abend hören wir noch ein Motorengeräusch und ein älterer Motorradfahrer kommt auf einer BMW R75/5 an. Das Motorrad ist komplett mit Windabweisern an den Beinen, großer Touring-Scheibe, Fell auf der Sitzbank, 3 Koffern und zusätzlichen Gepäcktaschen ausgerüstet. Der Fahrer sucht sich den Platz neben uns aus und wir kommen ins Gespräch. Auf seiner Scheibe prangt ein Aufkleber "300.000". Die R75 hat mittlerweile einen R90-Motor und 360.000km runter, es lohnt sich aber nur alle 100.000km den Aufkleber zu ersetzen :grin:

Abends werden noch ein paar Landschaftsbilder geschossen und dann ist dieser Tag auch schon rum.
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Re: Alpen und Korsika 2016 - Planlos auf der Insel

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10.06.2016 - Tag 6 - Bourg-Saint-Maurice -> Barcelonette - ca. 325 km

Die Nacht war sehr kalt, was bei der Höhe auf der wir uns befinden auch kein Wunder war. Im Zwiebel-Prinzip konnte man die Nacht doch aushalten. Die Synmat war auch super und hat sämtliche Kälte von unten abgehalten, fürs nächste mal wäre eine Mütze vermutlich nicht ganz verkehrt.
Morgens sieht die Landschaft gleich noch viel besser aus, auch wenn wir den Sonnenaufgang verschlafen. Unser einziger Nachbar, der R75-Fahrer ist seit 5 Uhr wach und hat den Sonnenaufgang abgewartet.

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So wird man doch gerne wach

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Geniale Aussicht am Morgen :)

Jetzt wo die Sonne scheint, können wir die Zelte, die vom Tau ziemlich nass sind, in aller Ruhe trocknen lassen. Wir lassen uns Zeit beim Abbau und planen gleich mal die Route für heute. Wir müssen ja den Col de L'Iseran umfahren. Dabei geben wir Albertville als Zwischenziel an, schalten Autobahnen im Routing-Menü auf "erlaubt" und werden dann in Albertville das nächste Routenstück reinwerfen. Bis Albertville ist ein gutes Stück Nationalstraße angesagt. In Albertville suchen wir dann einen Intersport, da ich für meinen defekten Tacho einen Ersatz sucht. Da sich die Schraube doch mehr wehrte als sie sollte, habe ichdas Ersetzen der Tachowelle im Urlaub als unpraktikabel abgeschrieben und nun soll ein Fahrradtacho seinen Dienst an der DR verrichten. Während ich auf dem Parkplatz den Tacho montiert fährt Luca auf die andere Straßenseite zu so einer Waschbox. Ich hab den Dreck dran gelassen, vorm TÜV Besuch sauber machen muss reichen, zumindest bei Straßenbetrieb.

Dann fahren wir wieder auf die Nationalstraße, nachdem wir die Tankstelle hier im Gewerbegebiet nicht finden können und steuern die nächste Tanke an, die mein Navi kennt. Die stellt sich als komische Automatentanke heraus, die keinerlei Informationen über die Karten, die angenommen werden bereitstellt. Also tanken wir hier nicht, nutzen den Stop aber dazu, um den Fahrradtacho neu zu befestigen und nach ein paar Proberunden auf dem Tankstellengelände gelingt es uns dann auch, dem Teil Leben einzuhauchen. Jetzt weiß ich auch wieder wie schnell ich fahre. In Südfrankreich ist das eine eher unwichtige Information, da hier jeder nach Gefühl fährt, aber manchmal doch ganz nützlich. Auch der Tageskilometerzähler ist praktisch, obwohl ich den eigentlich nicht braucht, da ich mit Luca meinen eigenen Kanarienvogel dabei hab. Die Bandit zieht sich ganz schön viel Sprit rein in den Bergen und bei 5,7 bis 6,8 Litern Verbrauch und 100 km Sicherheitspuffer darf man dann ca. alle 200km eine Tanke suchen.
Dann wird die nächste Tanke im Navi rausgesucht und angefahren. Die erweist sich ebenfalls als Automaten-Tanke, diesmal am örtlichen Netto. Die alternative 200m weiter ist geschlossen und sieht so aus, als wäre sie das schon einige Jahre. Weil Luca so langsam der Sprit ausgeht, die nächste Tanke auf der Route ein ganzes Stück weg ist und eine andere Tanke bedeuten würde, 20km in die falsche Richtung zu fahren, entscheiden wir uns dann doch für den Automaten. Der nimmt glücklicherweise unsere Kreditkarten, so dass wir keine Probleme bekommen. Kurz danach fahren wir dann auf die Autobahn auf und reißen 65km bis zur Ausfahrt am Col du Télégraphe ab. Wie immer auf der Autobahn übernehme ich die Führung und geb das Tempo vor, die alte Dame kann halt nicht mehr so schnell. Ich kann nicht glauben, dass wir doch so lange auf der Bahn bleiben müssen und lass mich irgendwann fragend zurückfallen. Mit ein mehr oder weniger professionellen Gesten :grin: können wir uns dann verständigen und ich fahre wieder weiter vor. Nach 65 km zahlen wir dann an der Mautstelle 5€.

Dann geht es direkt zum Col du Télégraphe. Der ist schön flüssig zu fahren und macht richtig Spaß. Leider lockt das gute Wetter auch Fahrradfahrer ohne Ende an. Die fahren die Pässe hoch und nerven ein wenig.

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Passhöhe und Premium-Biker-Truppe, die uns später auf die Nerven ging


An der Passhöhe des Télégraphe startet nach dem Fotostop direkt vor uns eine BMW-GS-Yamaha-Super-Ténére-Honda-Crosstourer-Gruppe mit komischem Fahrstil: Bremsen an unmöglichen Stellen und Kurvenschneiden. Immerhin halten die nach kurzer eit wieder, nur um uns dann später in der Ortschaft drängelnd im Nacken zu sitzen. Dann sehen wir die allerdings nicht wieder. Nach den Télégraphe kommt der Col du Galibier. Auf dem Weg nach oben werden wir dann fotografiert. Nein, kein Blitzer, da stehen professionelle Fotografen, die Fotos machen. Wenn man nicht damit rechnet ist das schon ein wenig komisch. Die Passhöhe selbst ist leider noch gesperrt, also müssen wir den Tunnel knapp unterhalb der Passhöhe benutzen.

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Die letzten Kilometer zur Passhöhe am Galibier waren gesperrt, man musste den Tunnel nehmen

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Da sind wir eben hoch gekommen

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Luca bei der Abfahrt

Als nächstes steht der Col d'Izoard auf dem Plan. Auch bei dem ist die Streckenführung einfach nur grandios und lädt zu ordentlich Schräglage ein. Auf den Geraden hab ich keine Chance an Luca dran zu bleiben und fahre touristischer durch die Berge. Luca ist vorweg und hat am Straßenrand eine Versy mit hoher Scheibe und blauer Plastidip Seite entdeckt. Die kam ihm so bekannt vor, dass er anhalten muss um die andere Seite zu prüfen und festzustellen, dass diese orange ist. Da haben wir also 1000km von zu Hause Bekannte getroffen. Mit einem davon ist Luca auf dem Weg zu mir durch den Schwarzwald gegondelt. Fast vergesen wir, noch ein Foto zu machen, aber ich kann noch einen Schnappschuss machen, um das kleine Mo24-Treffen in den französischen Alpen auch zu dokumentieren.

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Mo24-Treff am Col d'Izoard

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Später ging es noch am Col du Vars vorbei

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Irgendwo stand das Ding da auch noch rum


Dann geht es weiter Richtung Barcelonette.
Bei einer Pause ruft ich dann auch bei dem Suzuki-Händler auf Korsika, genauer in Bastia, an. Ja, Bremsbeläge für eine Bandit 1250 von 2007 haben Sie da, wir sollten einfach vorbei kommen, wenn wir in Bastia ankommen, aber Montag ist Ruhetag. Klingt doch gar nicht schlecht :thumbup:

In Barcelonette suchen wir uns dann einen Campingplatz. Wir haben noch 230km bis Nizza. Morgen wollen wir dann ankommen und uns Fährtickets für eine Überfahrt übermorgen besorgen. Heute war unser erster Tag ohne Regen. Es wird :thumbup:

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Campingplatz bei Barcelonette
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Re: Alpen und Korsika 2016 - Planlos auf der Insel

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11.06.2016 - Tag 7 - Barcelonette -> Saint-Laurent-du-Var - ca. 260 km

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Frühstück

Heute kommen wir wieder zeitig los und machen erstmal gut Kilometer. Natürlich haben wir auch einige Pässe dabei. Ich lasse mal ein paar schnelle Bilder sprechen, ähnlich wie unsere Fahrt. Wir kommen heute so gut voran, wir halten praktisch nur zum Passschilder knipsen.

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Col de la Cayolle

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Col du Valberg

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Col de la Couillole (nicht mit dem Cayolle zu verwechseln)

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Col Saint Martin


Zwischendrin steht auch so ein Schild:

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Achtung, Murmeltiere!

Das ist nicht gelogen. graue Flecken auf der Straße, die Steine sein könnten, fangen plötzlich an, sich zu bewegen und rennen erst recht, dann links und dann doch nach rechts von der Straße. Da muss man echt aufpassen!
Sonst läuft es heute echt grandios. Die Kilometer schmelzen und ich muss Luca zu Pausen zwingen :grin: Bei Luca setzten heute auch mehrfach die Rasten auf, dabei hat er wohl kein allzu gutes Gefühl, weshalb er es zu vermeiden versucht. Zu Recht, wie sich später herausstellt: Er fährt den Vorderreifen über die äußere Kante, wenn die Raste aufsetzt.
Aber auch ich lass es auch ganz schön fliegen:

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"Angst"streifen an einem Stollenreifen - Respekt!


Bei unserer ersten Richtigen Pause nach über 140km haben wir keine 90 km mehr bis zum Hafen in Nizza. Wir beschließen, dass wir Gas geben, vielleicht geht heute ja noch eine Fähre. Als wir in Nizza ankommen, muss ich erstmal eine Tanke ansteuern. Dann quälen wir uns durch die Stadt zum Hafen und drehen 2 Runden um den Hafen und suchen die Einfahrt. Wir biegen falsch ab und stehen vor der Einfahrt zur Tiefgarage des Yachtclubs. Ups. Aber ein Parkplatz innerhalb des Hafengeländes ist direkt nebenan und nur mit Blumenkübeln und Pollern abgetrennt. Da passen die Motorräder doch durch :grin: Auch wenn der Platz zwischen Pollern und Satteltaschen recht beengt ist. Dann noch an den Schranken des Parkplatzes vorbei und vor zum Corsica Ferries Terminal. Dort bekommen wir von einer gerade zufällig anwesenden Dame gesagt, dass jetzt alles zu ist, aber morgen früh um 8 Uhr eine Fähre nach L'Île Rousse auf Korsika geht. Wir sollten spätestens um 7 Uhr da sein. Wunderbar, dann suchen wir einen Campingplatz. Der nächste Campingplatz ist fast 30 Kilometer entfernt in Saint-Laurent-du-Var, der Nachbarstadt von Nizza. Dorthin hatte Luca seine Abitur-Abschlussfahrt, lustiger Zufall.

Auf dem Campingplatz angekommen ist dort die Hölle los. Jede Menge Nordiren stehen an und es dauert gute 20 Minuten, bis wir an die Rezeption kommen. Wir bekommen einen der letzen Plätze und die ältere Dame an der Rezeption ist froh, dass sie mit mir mal wieder jemanden hat, der französisch spricht, gerade ältere Franzosen sind vom Englischen so garnicht angetan. Ich klärt auch noch ab, dass wir den Campingplatz morgen um 6 Uhr verlassen können. Eigentlich macht der Platz das Tor erst um 7 Uhr auf, aber wir sollen mit den Motorräder einfach durch den Fußgängerausgang, ob schieben oder fahren lässt die Dame offen, ich beschließe aus Rücksicht die DR zu schieben und nicht neben den Zelten anzuschmeißen. Neben den ganzen Nordiren sind auch viele Polen auf dem Platz, zwei Stück auch direkt neben uns.

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Zelten neben polnischen Fußball-Fans

Der Grund dafür ist einfach: Fußball-EM. Morgen ist in Nizza das erste Spiel in der deutschen Vorrunden-Gruppe: Polen gegen Nordirland.
Wir suchen nach dem Aufbau erstmal den Pool auf und lassen uns ein wenig im Wasser treiben. Auf dem Rückweg zum Zelt werden wir von unseren polnischen Platznachbarn gestoppt und auf einen Scotch eingeladen. Aus dem Scotch werden mehrere. Dann gehen wir erstmal essen und dann gibt es Bier. Anschließend wird in der Rezeption das Spiel England-Russland gezeigt. Die Nordiren feiern ganz schön, mit 3Liter-Tetrapacks Wein :grin: Wir werden weiter auf Getränke eingeladen.

Luca haut sich auf dem Weg zur Toilette noch die große Zehe an, sieht schlimm aus, blutet wie sau, und dürfte gebrochen gewesen sein.

Die Nordiren feiern erst die englische Führung, weil einige von ihnen Wetten auf England abgeschlossen haben. Dann jubeln sie noch mehr über den Ausgleich und das 1:1-Endergebnis, weil England dann nur einen Punkt bekommt :grin: Die Polen machen derweil draußen Party, ein paar zündeln mit Bengalos.

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Bengalos am Pool


Wir wollten früh ins Bett weil wir morgen früh raus müssen, aber wir schaffen es erst deutlich nach 23 Uhr. Dabei sind wir beide schon "etwas" angetrunken. Das wird morgen lustig :wacko:
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Re: Alpen und Korsika 2016 - Planlos auf der Insel

#10 

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12.06.2016 - Tag 8 - Saint-Laurent-du-Var -> L'Île Rousse - ca. 60 km

Um 5 Uhr klingelt der Wecker. Wir sind beide nicht sonderlich fit und viel Schlaf gabs trotz Oropax auch nicht. Heute gibt es keinen Kaffee und jetzt auch kein Frühstück. Wir fangen an abzubauen und einzupacken. Gegen kurz vor 6 haben wir alles auf den Motorrädern verstaut und unsere Ausrüstung angezogen. Kopfschmerzen und Müdigkeit sind jetzt auch voll da :wacko: Wir sind nett zu den Platznachbarn und schieben die Motorräder die 20 Meter bis zum Tor. Hier haben wir aber keine Chance, der Fußgängerausgang liegt in einer Steigung und ist sehr eng, wir brauchen die Motoren. Kommen dann aber ohne weiter Komplikationen durch.

Nachdem wir das unerwartet gut geschafft haben und mein Gepäck verzurrt ist, gehts los Richtung Hafen. Es ist praktisch kein Verkehr und die Straße nach Nizza ist drei- bis fünfspurig je Richtung ausgebaut. Die Blitzer zeigt das Navi an und ein paar Einheimische sind unterwegs, an die wir uns heften können. So kommen wir gut voran, irgendwann haben wir auch die grüne Welle an der Uferpromenade raus und es läuft gut. Am Fährhafen angekommen fahren wir heute durch die richtige Schrankenanlage rein und gleich staut es sich, die Personalausweise werden direkt dahinter kontrolliert, einige Autos durchsucht. Wir kommen aber gut durch und stehen bald in der Schlange für unsere Fähre. Dabei haben wir noch keine Tickets. Das erklären wir den Einweisern, die uns zur Motorradschlange durchwinken. Dort stellen wir uns an und gehen dann erstmal zu Fuß ins Terminal die Karten kaufen. Im Terminal gibts sogar einen Kaffeeautomaten, doch der ist leider kaputt.

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In der Warteschlange

Zurück an den Motorrädern gehen wir zu Fuß wieder zu den Einweisern, den Aufkleber fürs Motorrad holen, den man auf der Fähre braucht. Dann frühstücken wir aus meinem Topcase heraus. Unsere Fähre die "Mega Express Four" liegt direkt daneben. Irgendwann geht es los, wir werden losgeschickt, nur um an einer anderen Warteschlange wieder anzustehen. irgendwann kommen die Motorräder dann in die Fähre, wir belegen auf dem oberen Parkdeck jede kleine Ecke am vorderen Rand. Roller werden rund um den Müllcontainer für die Schiffsabfälle aufgestellt, die Motorräder an der Wand entlang auf dem Seitenständer in Richtung Wand gelehnt. Verzurren muss man hier selbst, wie wir erfahren und wir wollen das auch tun, aber bei mir ist kein Spanngurt an der Wand angeschlagen. Dafür steh ich quasi direkt neben einem Anker, an dem unten ein Schnur befestigt ist. Dann halt, damit, einmal Schnur über die Sitzbank und um die Fußraste rum muss reichen. Wir erfahren dann von anderen Fahrern dass die Schnüre nur da sind, um die Motorräder auf den Seitenständern zu halten. So eng wie die Autos aber neben uns stehen, könnten die Maschinen eh nicht weit fallen :D

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Die Fähre


Die Fähre selbst ist nicht die neueste und das sieht man ihr auch an. Vor allem aber hört man es. Nach der Abfahrt rappelt und vibriert das ganze Schiff, trotz extrem ruhiger See. Das ändert sich die ganze Fahrt über nicht, nur auf ca. halbem Wege wird das Rappeln plötzlich ein wenig leiser. 5 Stunden Fahrt haben wir vor uns und suchen eine Sitzgelegenheit. Die gibt es allerdings nur in Bars, Restaurants oder auf Deck. Oder man zahlt für einen Platz in einem Ruheraum mit Sesseln oder eine Kabine nochmal extra. Wir gehen erst in eine Bar ganz am Heck und wollen dort einen Kaffee. Auf Lucas Bestellung (Auf Französisch!) fragt der Barista ob es ein großer Kaffee sein soll, was er dann bejaht. Allerdings scheinen die Betreiber der Fähre sehr italienische Vorstellungen von Kaffee zu haben und so bekommen wir etwas, was ich als doppelten oder eher eineinhalben Espresso bezeichnen würde, wenigstens stark.

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Fit ist anders


Wirklich fit macht der Kaffee allerdings nicht, also suchen wir uns uns ein ruhiges Plätzchen. Wir werden in einem Verbindungsgang zwischen Treppenhaus und Kabinen-Bereich fündig und legen uns in einer Ecke auf den Boden. Oropax rein und dann versuchen wir noch ein wenig zu schlafen. Luca schaffe das nicht wirklich, ich döse irgendwie noch so 2-3 Stunden. Luca bleibt unruhig und geht das Schiff erkunden. Die Seeluft auf Deck hilft gegen die Kopfschmerzen und das Rumliegen davor half auch ohne echten Schlaf gegen die Müdigkeit. 5 Stunden Fährfahrt ziehen sich ganz schön, aber irgendwann kann man auf Deck in der Ferne Korsika erahnen und dann sind wir auch relativ schnell da.

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Blick auf L'Île Rousse bei der Ankunft

Beim Abladen gibt es dann richtig Stau, man kommt nicht in die wenigen, viel zu kleinen Treppenhäuser. Es dauert weit über eine halbe Stunde, bis wir überhaupt ins Treppenhaus kommen und zu unseren Motorrädern können. Dann kommen wir irgendwo im letzten Drittel der Fahrzeuge von der Fähre, so dass wir im Hafen auch kaum vorwärts kommen. Sobald wir in L'Île Rousse (oder auf korsisch: Isula Rossa) raus sind, fahren wir erstmal Planlos aus der Stadt raus, biegen in die nächstbeste kleine Landstraße ein und halten an der ersten Parkbucht an. Die Parkbucht ist eigentlich die Einfahrt zu einem Grundstück, aber hier ist ja kein Verkehr. Endlich da! Und keine Kopfschmerzen oder Müdigkeit mehr! Die Alpen waren ja schon genial, aber jetzt geht der Urlaub richtig los! Das Wetter ist klasse, ca. 30°C, Sonnenschein und ein strahlend blauer Himmel.

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Erste Pause auf Korsika

Wir essen dann ein wenig und planen, wie wir weiter fahren. Ich hab eine Michelin-Karte der Insel, welche für den gesamten Aufenthalt unser Planungswerkzeug sein wird. Dann geht es weiter, wir wollen einfach auf den nächsten Berg. Um ein Tagesziel können wir uns später kümmern. Wir stellen fest, dass es auf der Insel wenige Geraden gibt :) Aber die Straße ist in schlechtem Zustand und so machen wir ein wenig langsamer als sonst. Aber das sollte nicht reichen. Luca fährt eine einsehbare Rechtskurve. Links Felswand, rechts ein kleines Mäuerchen mit Hecke als Schutz für das Haus, dass daneben ca. ein Stockwerk tiefer im Hang steht. durch das Mäuerchen sieht man den Straßenbelag nicht. In der Kurve lag einmal komplett quer über die Straße ca. einen Meter lang eine Mischung aus Sand und Split. Luca kommt heil durch, dank Benutzung der Gegenfahrspur - falls man das bei einer 4 Meter breiten Straße so nennen darf - mit. Ich habs nicht so gut geschafft, zum Glück hat Luca gerade in den Rückspiegel geschaut und war nicht schon 2 Kurven weiter...

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DR down

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Am Rand erkennt man den Einschlag des Vorderrades

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Aus dieser Rechtskurve kamen wir

Die DR liegt entgegen der Fahrtrichtung im Graben, ich halb daneben, halb drunter. Die DR hat ein paar Metallstangen umgerissen, die eine Schnur zum Ausrichten einer Mauer, die dort anscheinend gebaut wurde, hielten. Die Schnur hing jetzt über der DR. Ich kann glücklicherweise selbst aufstehen und nach einer kurzen Diagnose kamen wir zu dem Schluss, dass es dicke blaue Felcken an Knie und Schulter geben wird und dass vielleicht eine Rippe geprellt ist (Die Rippe hat mir allerdings später keine Probleme gemacht, war also nicht ganz so schlimm). Der Helm hat einige Kratzer abbekommen und die Motorradklamotten waren dreckig. Glück im Unglück: Ich wollte wegen der Hitze meine relativ dicken Handschuhe nach der Pause wegpacken, hab mich dann aber doch dazu entschlossen in voller Montur weiter zu fahren.
Dann machen wir uns an die DR. Die ist mit dem Vorderrad an einem tieferen Loch hängen geblieben, was den Überschlag erklärt, aber uns auch Sorgen wegen der Gabel macht. Nachdem wir sie aus dem Graben geborgen haben, schauen wir uns die Schäden an: Die Gabel ist krumm, aber anscheinend nur und den Klemmungen verdreht. Der Lenker, die Handprotektoren, ein Rückspiegel und die Armaturen sind verdreht, die Scheibe an den Schrauben gerissen (etwas mehr als vorher) und verkratzt. Außerdem hat der vordere Kotflügel Risse und der Hitzeschutz am Krümmer hat eine Delle, der hat wohl eine der Metallstangen getroffen, besser der als ich. Ein bisschen Sprit ist auch noch ausgelaufen und bei einer Seitentasche hat es den hinteren Klettverschluss abgerissen.
Ursache ist schwierig herauszufinden, mein Hinterrad ist auf jedenfall gerutscht, offensichtlich hat es aber wieder halt bekommen.

Wir überlegen, ob wir einen Abschlepper rufen sollen, aber ich will erstmal schauen, ob wir die DR wieder in Gang bekommen. Nach ein wenig Pause und mit weniger Adrenalin ist das immer noch mein Plan, sind schließlich grad erst da angekommen wo wir hinwollten. Luca holt die Bandit von der Straße und packt das Werkzeug, Panzerband und Kabelbinder aus. Mit der Ratsche und der Wasserpumpenzange bekommen wir dann alle notwendigen Schauben am Lenker gelöst, so dass wir dort alles richten können. An der Gabel können wir aber nichts machen. Die aufgerissene Tasche wird mit Kabelbindern befestigt und die Verkleidungsschäden mit Panzerband verarztet. Ich mach dann eine kleine Testfahrt von 100 Metern und befindet das Fahrverhalten mit krummer Gabel als komisch, aber langsam fahrbar. Dann suchen wir den nächsten Campingplatz raus, der liegt bei L'Île Rousse, also fahren wir wieder zurück. Wir haben ungefähr 20 Kilometer auf der Insel geschafft... Auf dem Campingplatz angekommen buchen wir einen Platz für zwei Nächte, den wir uns wieder frei aussuchen können. Außerdem leih ich mir einen größeren Werkzeugkasten aus. Nach dem Zeltaufbau lösen wir alle Klemmungen an der Gabel und bekommen sie tatsächlich wieder gerade. Dann schnappen wir und die Badehosen und gehen ins Mittelmeer baden. Wir lesen die Beschilderung falsch und landen statt am Touri-Sandstrand in einer kleinen Bucht mit steinigem Strand, die wir mit ihrem türkisblauen Wasser für uns alleine haben. Also alles richtig gemacht.
Wir stellen fest, dass das WLAN auf dem Platz 8€ am Tag kosten soll und schauen uns nach Alternativen um... Tatsächlich hat doch die Pension auf der anderen Straßenseite ein offenes WLAN. Dann wird halt das genutzt :grin:

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Campingplatz in Île Rousse, Luca versucht sich gerade als Koch

Am Abend regt ich immer wieder über mich selbst auf, weil das ganze doch einfach nur doof war, aber irgendwann können wir sogar schon darüber scherzen. Glücklicherweise sind die Schäden am Material gering, die Scheibe und Spiegel müssen eh in den nächsten zwei Jahren ausgetauscht werden, die wurden vom TÜV Menschen schon als grenzwertig bemängelt. Ärgerlich ist der Kotflügel, aber dank Panzerband geht auch das, die Satteltaschen sollten auch zu reparieren sein. Es ist trotzdem alles sehr glimpflich abgelaufen. Der erste Tag auf Korsika hätte trotzdem anders ablaufen dürfen :smrik:
Zum Sonnenuntergang bin ich nochmal runter an der Strand ein "paar" Bilder machen.
https://nox-irae.de/pictures/index.php?/category/17

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Sonnenuntergang an der korsischen Küste
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Re: Alpen und Korsika 2016 - Planlos auf der Insel

#11 

Beitrag von uli64 »

Hallo :D

...wunderbar!

Sehr schöner und anschaulicher Bericht!

Gefällt mir und macht Lust, auch mal wieder auf Tour zu gehen!

Gruß, Uli :mrgreen:
Mein Lieblingsspruch: ..."wenn man mal anfängt"... :roll:
siehe hierzu:viewtopic.php?t=11448 Renovierungsfred!
oder das da:viewtopic.php?f=15&t=12300 Kickermotor eines Forenmitglieds
und meine 2. Dakarviewtopic.php?t=13645
...und der hier, immer noch:...darf man auch mit Wurstfingern einem Vegetarier die Hand reichen?
..und aktuell dazu: ...gegen Dummheit, die gerade in Mode ist, kommt keine Klugheit auf...(Theodor Fontane)
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app.php/galerie/eintrag/anzeigen/3012
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Re: Alpen und Korsika 2016 - Planlos auf der Insel

#12 

Beitrag von Standard94 »

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So, weiter gehts:

13.06.2016 - Tag 9 - Rundtour am Cap Corse - ca. 210 km

Heute ist der erste Tag in diesem Urlaub, an dem wir morgens das Zelt einfach aufgebaut stehen lassen können. Gar nicht so verkehrt :) Nach großzügigem Ausschlafen und einem knappen Frühstück dank fehlender Vorräte fahren wir erstmal einkaufen. Am Supermarkt gibts dann noch frische Éclaire. Auf dem Parkplatz sehen wir eine ziemlich interessant umgebaute CBR 900.

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Das nenne ich mal Gepäckträger :grin:

Nach dem Einkauf bringen wir die Vorräte zu den Zelten und machen uns zu unserer Tour auf: wir wollen die Nordspitze Korsikas - das Cap Corse - umrunden. Dazu geht es erst auf eine Nationalstraße. Hier lernen wir auch den korsischen Fahrstil kennen. Der unterscheidet sich nicht viel vom französischen: was überholt werden kann, wird überholt und wenn man das Auto auspressen muss wie eine Zitrone. Im Gegenzug lassen die Korsen einen auch einfach überholen und machen gerne Platz - so gefällt das :grin:
Irgendwann biegen wir auf die D81 ab. Die Straße ist genial, es geht nie mehr als 300 Meter geradeaus, meistens folgt auf eine Kurve direkt die nächste. Das macht richtig Spaß, aber auch das Überholen schwierig. Man kommt hier kaum über den 3. Gang und so 60-70 km/h hinaus. Wir lassen es trotzdem ein wenig langsamer angehen, der Sturz von gestern steckt in den Köpfen, da fährt man nicht so frei.

Hinter Saint Florent geht es dann in die Berge parallel zur Küste. Wir fahren kleinste Sträßchen auf denen zwei PKW, die sich begegnen, schon Probleme bekommen. So Straßen sind genau richtig für einen entspannten Fahrstil. Irgendwann kommen wir an einer kleinen Kirche vorbei, wo wir mal Pause machen. Dabei entstehen schöne Fotos.

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Tun wir mal so, als würden wir uns für Architektur interessieren :P Die Kirche da hat schon was


Nach ein paar weiteren Kilometern landen wir wieder auf der Küstenstraße, das ist die D80. Die fährt sich sogar noch besser als die D81, die wir vorher gefahren sind. Kurve an Kurve, breit genug für zwei echte Spuren, überwiegend guter Asphalt. Luca bekommt so langsam wieder mehr Vertrauen in die korsischen Straßen, ich noch nicht so ganz. Deswegen fährt er jetzt schneller Vorsprung heraus als noch in den Alpen und muss statt nur maximal einer Minute doch manchmal länger warten, um mich wieder einzusammeln. Dürft aber normal sein nach einem Sturz, wieder Vertrauen in die Straße und Reifen zu bekommen dauert, wobei fahren die beste Therapie ist.
Bei der Straße kann man sich nicht entscheiden, ob man jetzt gucken oder fahren soll. Links gibt es genialsten Ausblick auf das Mittelmeer, man fährt praktisch auf einer Steilküste entlang. Rechts geht das Gebirge in die Höhe und von oben scheint die Sonne und ein strahlend blauer Himmel leuchtet. Und vor einem hat man eine der geilsten Motorradstrecken überhaupt.

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Da passt alles: Meer, Berge, Himmel und Straße

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Korsischer Asphalt ist rau und erlaubt gute Schräglagen. Das zaubert ein wunderbares Reifenverschleißbild

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Solche Pausen macht man hier oft und jedes Mal hat man einen genialen Ausblick

So pendelt sich ein Wechsel aus sportlich-flotten Fahretappen und vielen kleinen Pausen und Fotostops ein. Das kostet extrem viel Zeit, wodurch wir dann nicht so schnell voran kommen, wie geplant. Irgendwann auf der Strecke machen wir dann auch das erste mal Bekanntschaft mit korsischen Fauna, ein paar Ziegen hüpfen über die Straße. Damit sollte man hier auf Korsika immer rechnen, wir werden noch ein paar weitere Erlebnisse dieser Art haben.

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Wir machen mal einen Film nach und spielen "Männer, die auf Ziegen starren" :grin:

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Die Ziegen hüpfen da ohne zu zögern die Steilküste Stück für Stück runter

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Straßenhunde rennen auch viele rum

Irgendwann schon gegen Nachmittag kommen wir in einen kleinen Ort mit Tankstelle. Wobei "Tankstelle" ist übertrieben, da steht eine Zapfsäule an der Straße und im Laden nebenan ist die Kasse. Als wir tanken wollen kommt ein Tankwart, der das für uns übernimmt. Im Gegensatz zu Italien ist dieser Service hier sogar kostenlos :thumbup:
Nachdem die Suzukis wieder mit Treibstoff versorgt sind, schauen wir uns mal den Tagesplan an: wir haben ca. 2/3 der Westseite vom Cap Corse geschafft. Das wird heute nix mehr mit der Umrundung. Wir entscheiden das Vorhaben abzublasen und zurück zum Campingplatz zu fahren.

Dort angekommen, stehen nur 210 km auf dem Tacho, für die wir über 7 Stunden gebraucht haben. Zu viele Kurven, Fotos und Trinkpausen haben dafür gesorgt, dass wir kaum voran kamen. Trotzdem war es ein schöner Tag.

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Haben wir heute viel zu oft gemacht: Pause
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Re: Alpen und Korsika 2016 - Planlos auf der Insel

#13 

Beitrag von Standard94 »

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14.06.2016 - Tag 10 - L'Île Rousse -> Ponte Leccia - ca. 190 km

Heute schlafen wir ganz gemütlich aus und packen in aller Ruhe zusammen. Dann geht es los Richtung Bastia, dort wartet ein Satz Bremsbeläge auf mich. Das ist bis kurz hinter Saint Florent die gleiche Route wie gestern morgen, wieder die D81. Heute steht uns im kurvigsten Teil ein Reisebus im Weg rum. Der ist so langsam, dass es fast nicht zu ertragen ist, braucht aber so viel Platz, dass man praktisch nicht überholen kann. Irgendwann schaffe Luca es, mit Vollgas durchzuschlüpfen, aber ich häng noch länger hintendran fest. Irgendwann schaff ich es auch vorbei, gerade als Luca aufgeben und Pause machen will. So gehts dann weiter.

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Blick über Bastia. Irgendwo da unten warten Bremsbeläge auf die dicke Bandit

In Bastia angekommen finden wir sogar relativ schnell den Händler, den wir angerufen hatten. Der nennt sich Atol Motos und ist Vertragshändler für Suzuki und Aprilia mit Werkstatt und kleiner Motorrad-Bekleidungs-Abteilung. Es ist ca. 12 Uhr, ab 12:30 ist Mittagspause. Der Händler weiß schnell bescheid, erinnert sich an das Telefonat und will ihm dann die Bremsbeläge verkaufen. Dass ich die eigentlich auch montiert haben wollte, ging am Telefon anscheinend verloren. Ich kann es dann aber doch erklären. Die Werkstatt ist eigentlich voll und der Händler überlegt etwas, möchte dann Lucas Schlüssel haben. Luca gibt den Schlüssel ab und macht vorher noch das Gepäck von der Bandit runter. Dann kommt auch schon der Werkstattmeister raus, der die Bandit dann in die Werkstatt fährt. Dort hat man kurzerhand eine Hebebühne frei gemacht, eine kleine Schwester der Bandit - eine 650er - musste weichen. Wir schauen uns in der Zeit den Ausstellungsraum an. Dort steht auch eine aktuelle Bandit 1250 und wir stellen fest, wie hässlich das originale Ofenrohr doch ist und dass der bei mir montierte Leovince eigentlich schon Notwehr ist :grin: Dann steht an interessanten Motorrädern noch eine Sonderausgabe der GSXR-1000, die GSX-S1000, V-Strom 1000, die neue SV650, VanVan 125 mit Ballonreifen, Aprilia Dorsoduro und Shiver rum. Und natürlich jede Menge kleine und große Roller, aber die sind für uns weniger Interessant. Ich kauf mir noch ein paar luftige Handschuhe, da seine doch etwas zu warm für das Klima auf der Insel sind. Nach ca. 20 Minuten und somit kurz vor der Mittagspause ist die Dicke schon fertig. Luca zahlt 123€ für 2 Sätze vordere Beläge à 39€, einen Satz hintere Beläge für 30€ und 3 Arbeitseinheiten (18 Minuten) für zusammen 15€ (50€/Stunde). Eigentlich ganz fair. Falls jemand auf Korsika eine Werkstatt sucht: wir können den Laden empfehlen :thumbup:
Als Luca dann die Bandit wieder mit meinem Gepäck belade, wird schon die Außenwerbung rein geräumt und dann der Laden abgeschlossen, die machen jetzt erstmal 1,5 Stunden Pause. Da waren wir gerade noch rechtzeitig gekommen. Dann gucken wir kurz auf die Michelin-Karte und suchen einen Weg in die Berge südlich von Bastia.

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Pause in den Bergen südöstlich von Bastia

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Wir haben da eine echt schöne kleine Straße gewählt

Dort fahren wir dann einfach mal drauf los und landen irgendwann wieder auf der D81... Die kennen wir schon zur genüge, macht aber immer noch Spaß :grin: Wir wollen auf der Insel weiter nach Süden und schauen wieder auf die Karte. Der einzig sinnvolle Weg (also ohne zurück nach Bastia zu fahren) führt fast zurück zu unserem Campingplatz, um kurz vorher dann abzuzweigen. Den weg nehmen wir dann auch. irgendwann landen wir auf einer Straße, die durch ein kleines Tal führt, das eine Western-Kulisse ein könnte. Die Straße schlängelt sich durch das gewundene, flache Tal, eine alte Eisenbahnlinie verläuft parallel, die Gegend ist recht trocken und nur mit ein wenig Buschwerk bewachsen. Außerdem stehen überall Rinder rum.

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Immer die Augen nach freilaufenden Tieren offen halten

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Das ausgebrannte Autowrack passt erstaunlich gut in die restliche Kulisse

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Immer genug trinken

Dann treffen wir auf eine Nationalstraße und folgen der ein Stück Richtung Süden. an einem Supermarkt decken wir uns wieder mit Lebensmitteln ein und suchen dann einen Campingplatz. Der nächste liegt in Ponte Leccia, den fahren wir dann auch an. Der hat eine Offroad-Zufahrt, was mit der Dicken nur bedingt spaßig zu fahren ist (mit der DR schon) :smirk: Der Platz sieht sehr verlassen aus, aber im Wohnhaus, das auch als Rezeption dient ist der Besitzer anwesend. Der ist eher mehr als weniger blind und deswegen dauert die Anmeldung ein wenig. Wir fahren dann auf den Platz und bauen auf. Der Platz ist wirklich eigenartig, er liegt auf einem großen Areal, eingegrenzt von einem Bach und einer Bahnlinie, die äußeren Bereiche sind ziemlich unwegsames, überwuchertes Gelände, so dass man eigentlich nur den "eigentlichen" Campingplatz wahrnimmt. Der ist mit vielen Bäumen bewachsen und steinig, verlangt also viel Geschick beim Setzen der Heringe. Es scheint eher ein Platz der für Campingwagen, als für Zelte gedacht ist.

Nach dem essen mache ich eine kleine Erkundungs-Wanderung. Luca bleibt wegen seiner kaputten Zehe am Platz. Das Pflaster ist runter, und dafür möchte er es nicht nochmal drauf machen, oder gar in Stiefel steigen. Derweilen schaut er auf die Karte und überlegt sich eine Route für morgen.

Schnappschüsse der Erkundungstour:

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Schöner ruhiger Fluss direkt am Campingplatz

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Bahnlinie oberhalb des Flusses

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Verlassene Landmaschine


Wir stellen heute auch fest, dass es hier im Inselinneren deutlich wärmer als an der Küste ist (eigentlich keine Überraschung). Das Wetter war heute wieder grandios mit viel Sonnenschein, hier in Ponte Leccia hat es deutlich über 30°C. Luca freut sich über seine luftige Kombi und ich kompensiere meine einfache Jacke durch einen Trinkruchsack und somit deutlich mehr Wasserzufuhr.

Abends besprechen wir noch die Route für morgen und dann geht irgendwann auch ins Zelt.
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Re: Alpen und Korsika 2016 - Planlos auf der Insel

#14 

Beitrag von Standard94 »

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15.06.2016 - Tag 11 - Ponte Leccia -> Propriano - ca. 170 km

Heute haben wir trotz relativ hoher Temperaturen im Zelt sehr lange geschlafen. Normalerweise schaffe ich es nicht länger als bis um 8 Uhr im Zelt zu schlafen, meistens werde ich sogar früher wach, aber heute schlafen wir beide ziemlich lange. Dann zieht sich der Abbau auch noch etwas in die Länge und es wird 11 Uhr, bis wir los kommen. Da ist es natürlich schon wieder schön heiß.
Wir fahren heute als erstes mangels Alternativen ein wenig weiter die Nationalstraße gen Süden bis wird dann bei Vivario auf die D69 wechseln. Das ist eine Straße, die zwischen dem westlichen und östlichen Gebirgszug von Nord nach Süd durch die Inselmitte läuft. Auf der bleiben wir fast den ganzen Tag. Die Strecke ist sehr abwechslungsreich. Man hat Schweine auf der Straße, Rinder auf der Straße, Kurven ohne Ende, typisch korsische Landschaft, teilweise alpine Straßenführung und richtige Pässe. Nur eine Sache gibt es nicht: Geraden. Was ja eigentlich auch nicht so schade ist :grin:
Auch hier kommt man nur langsam voran, aber wir haben ja Urlaub und müssen nicht Strecke machen. Die 170km, die wir heute schaffen, bestehen abzüglich der Nationalstraße und der Campingplatzsuche gegen Nachmittag praktisch nur aus Kurven.

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Gebirgsstraßen mit Kehren und schönen Kurven hats auch hier. Nur wärmer als in den Alpen ist es hier

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Poser-Foto

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Luca wollte dann auch (wurde aber nicht so wirklich was :mrgreen: )

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Einen Pass hats hier auch, also gibts auch ein obligatorisches Passschild-Foto


Irgendwo auf der Strecke habe wir auch eine "Straßensperre" durch Schweine, die von einem Auto aus angefüttert werden, um Fotos zu machen. Die gehen nicht aus dem Weg, bis es nichts mehr zu Futtern gibt.

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Die Straße ist erstmal blockiert

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Auch an anderen Stellen muss man aufpassen, Schweine rennen hier oft rum

Im Laufe des Tages fängt meine Kanarienvogel auch an nach Sprit zu schreien. Dann hat man noch gut 90-100km Reichweite. Wir fahren normal weiter, aber Luca versucht Sprit zu sparen. Nach fast 50 km sind wir immer noch nicht an einer Tankstelle vorbei gekommen, so dass wir anhalten und nach einer Tanke suchen. Knapp 50km hat er noch, die nächste Tanke ist 25 km weg, liegt aber in der komplett falschen Richtung. Die nächste Tanke an der Strecke kommt in 35km :wacko: Wird knapp ist aber machbar. Die Strecke ist sowieso sehr eng, aber flüssig zu fahren. Wir laufen dann auf einer Gefällestrecke auf eine deutsche Motorradgruppe auf, die SEHR gemütlich unterwegs ist. Die machen natürlich keinen Platz und auf der engen Strecke eine Gruppe zu überholen ist auch blöd. Also bleiben wir dahinter. Die sind allerdings wirklich nervig langsam. Aber hier geht es ja bergab, Luca findet ein neues Hobby: Motorrad fahren ohne laufenden Motor, es geht ja bergab und er kann dranbleiben, außerdem spart es Sprit.

Dann erreichen wir die Tanke, endlich kann Luca wieder unbeschwert Gas geben. Ich bin allerdings durch die Hitze schon ganz schön fertig und Luca ist auch nicht mehr so fit wie morgens. Wir suchen dann einen Campingplatz. Der soll in Propriano sein. Wir fahren hin und vor Ort sind gleich vier Campingplätze in unmittelbarer Nähe. Wir entscheiden uns erst für den hintersten. Dazu muss man ein Stück eine enge, schlecht befestigte Straße runter. Luca biegt natürlich direkt falsch ab und stehe in einem heftigen Gefälle. Nachdem er in einer Einfahrt irgendwie gewendet hat, schaffen wir es zum Campingplatz runter, der direkt auf Strandebene liegt. Der macht allerdings ein trauriges Bild: eine alte Bretterbude als Rezeption und einfach eine große Fläche "ohne Alles". Wir entscheiden uns, woanders zu suchen, zwei Radfahrer die auch dort waren tun es uns gleich. Der nächste Campingplatz liegt genau so, wie der erste und Zaun an Zaun mit diesem, macht aber nur ein wenig besseres Bild. Nicht schlimm, hier ist genug Auswahl, also weiter. Auf der Straße kommt eine Truppe Vespas vorbei. Es scheint tatsächlich die Gruppe zu sein, die uns schon am Furka begegnet ist.
Der dritte Campingplatz sieht besser aus: Modernes Rezeptionsgebäude, Pool, WiFi, vermietet auch Mobilheime. Wir nehmen einen Platz und dürfen uns wieder aussuchen, wo wir hin wollen, müssen nur die Platznummer melden gehen.

Heute sind wir etwas wählerischer, was den Platz angeht. Der Platz liegt im Hang zwischen Straße und Meer und die Plätze sind als relativ kleine Terrassen angelegt. Man kann auch nicht direkt auf dem Platz parken. Immerhin finden wir irgendwann einen Platz direkt neben den Parkplätzen, so dass wir da problemlos an unseren Kram an den Motorrädern rankommen. Aber auch der Platz macht Probleme: die Bandit rückwärts auf den Parkplatz zu bugsieren ist eine Scheißarbeit und das Risiko, sie abzulegen, ist hoch. Vorwärts rein geht allerdings auch nicht, weil Luca die Dicke dann nie wieder aus der Lücke raus bekommt, da zum Weg hin eine kleine Steigung ist. Der Parkplatz ist für ein Auto dimensioniert und auch als Terrasse ausgelegt. Leider ist die nicht ganz eben und die Bandit steht ihm eindeutig zu aufrecht auf dem Seitenständer, droht nach rechts zu kippen. Er packt schnell seinen Hammer aus (das klingt eindeutig falsch :D) und bleibt dabei direkt bei der Bandit, um sie am Kippen zu hindern. Er macht damit schnell ein kleines Loch für den Seitenständer, normalerweise macht er etwas drunter. Die DR rückwärts einzuparken ist leicht, und der Seitenständer macht mir auch keine Probleme. Die Bandit ist eindeutig eine Fehlkonstruktion :mrgreen:

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Schwieriges Camping-Terrain

Nachdem wir die Zelte aufgebaut haben, gehen wir erst ins Mittelmeer und dann in den Pool baden. Dabei stellen wir fest, dass das WiFi nur an der Rezeption, dem Pool und dem Restaurant vorhanden ist. Ich bleib noch ein wenig da und surft, Luca geht gemütlich duschen. Die Sanitäranlagen sind die besten, die wir auf Korsika hatten und haben werden :thumbup:

Abends ziehen dann ein paar Wolken auf und wir haben tatsächlich ein wenig Regen. Wobei "Regen" übertrieben ist, es topft ein paar Minuten lang und nichts wird wirklich nass oder auch nur feucht. Aber das war der erste Niederschlag seit Tag 5 :)
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Standard94
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Re: Alpen und Korsika 2016 - Planlos auf der Insel

#15 

Beitrag von Standard94 »

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16.06.2016 - Tag 12 - Propriano -> Solenzara - ca. 210 km

Heute morgen ist es beim Einpacken schon wieder viel zu heiß, man ist schon geschwitzt bevor man die Motorradklammoten überhaupt angezogen hat. Die Bandit von ihrem Parkplatz zu befreien und direkt nach links in die Steigung (ganz schön heftig, deutlich steiler als es im Bild im letzten Beitrag aussieht) abzubiegen ist ein Kraft- und Balanceakt und Luca rechnet damit sich hin zu legen, weswegen ich auch erst mal warten soll um bei bedarf beim Aufheben zu helfen. Es passiert nix, aber Luca ist spätestens jetzt nass geschwitzt.
Es geht weg von Propriano auf der Nationalstraße in Richtung Bonifacio, der Stadt an der Südspitze Korsikas. Die Nationalstraße ist sehr kurvig, lässt aber bei hohen Schräglagen auch hohe Geschwindigkeiten (das heißt auf Korsika: 70 - 100 km/h) zu, macht richtig Spaß. Leider laufen wir nach relativ kurzer Zeit auf eine langsame Kolonne auf, die Fahrt geht so mit 30-50 km/h weiter. Durch die vielen Kurven ist das überholen erschwert, wir überholen trotzdem so ca. 5 Fahrzeuge pro Minute und schieben uns weiter vor. Irgendwann sehen wir die Ursache der Kolonne: ein Reisebus. Dachten wir zumindest. Als wir den überholt hatten, laufen wir nur wenige hundert Meter später wieder auf, die Kolonne war nur kurz unterbrochen. Diesmal sind es zwei 40-Tonner, die sogar manchmal in Sichtweite kommen, die den Verkehr aufhalten. Es dauert ein wenig, bis wir uns vor gearbeitet haben. Als wir direkt hinter den LKWs sind, wird es noch kurviger und es dauert einige Zeit, bis wir vorbei kommen. Jetzt haben wir endlich freie Fahrt und zwei Kurven weiter wird die Straße dann schnur gerade :pinch: Wir machen also Tempo, denn das ist langweilig. Kurz vor Bonifacio halten wir dann an und schauen auf der Karte nach, wie wir zur Südspitze der Insel kommen.

Luca denk den Plan verinnerlicht zu haben aber dann verfahren wir uns doch. Außerdem muss man hier auf Blitzer aufpassen, immerhin werden die brav angekündigt. Wir machen es dann einfacher und wählen den südlichsten Zipfel auf der Karte aus und lassen und vom Navi leiten. Wir fahren dann auf einer Straße bis vor einen Leuchtturm. Davor ist ein Parkplatz, der schon ziemlich übles Terrain darstellt. So mit 20 Zentimeter tiefen Senken, Auswaschungen, Schotter und so. Ganz am Rand an der Mauer ist ein kläglicher Rest Asphalt den Luca nutzt. 1,4 Kilometer vorm Ziel und am anderen Ende des Parkplatzes ist die Straße dann gesperrt, ab hier ist es ein Wanderweg. Wir parken die Motorräder, schließen Helme und Jacken an, ich nehme den Trinkrucksack mit Luca den Tankrucksack und ab gehts zur Wanderung. Ziel ist der alte Leuchtturm direkt an der Südspitze. Die ist in Motorradstiefeln und mit Motorradhose bei über 30°C und keinerlei Schatten natürlich alles andere als angenehm, aber die Aussicht entschädigt. Dazu lasse ich jetzt einfach Bilder sprechen:

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Da vorne wollen wir hin

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Weiße Steilküste bei Bonifacio und der neue Leuchtturm, in dessen Nähe wir parken

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Wunderbar klares Mittelmeer

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Am Zeil der Wanderung angelangt, aber rein darf man nicht (von einem Verbot auf der Mauer zum zu turnen steht da aber nichts)

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Nach 3 Kilometern Wanderung und etwas mehr als einer dreiviertel Stunde kommen wir zurück. Luca hat einen ganzen Liter Wasser versoffen und macht sich bei den Motorrädern direkt über die nächste Flasche her. Dann suchen wir uns ein neues Ziel aus. Die Temperaturen an der Küste sind uns zu hoch, es soll wieder in die Berge gehen. Wir suchen uns die D59 nach Zonza aus und ab gehts. Das ist auch eine wunderschöne Strecke. Einfach ein Traum zu fahren. Bei der Abfahrt am Parkplatz muss ich noch einmal den Enduristen raushängen lassen und knalle über die Mondlandschaft von Parkplatz, dass Luca Angst hat dass ihm gleich das Gepäck entgegen kommt (Rockstraps sind super und halten auch da aus) :grin:

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Denkmal an der Straße

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Autowrack am Abhang

In Zonza steuern wir eine Tankstelle an und machen Pause. Ein erneuter Blick auf die Karte in Verbindung mit meiner Navi-App und Google-Bewertungen auf meinem Smartphone soll für Klarheit sorgen, welchen Campingplatz wir anfahren. Die Wahl fällt auf U Ponte Grossu in der Nähe der Stadt Solenzara am gleichnamigen Fluss. Wir haben die D268 erspäht, welche sehr schön aussieht und Richtung Ostküste führt und an deren Ende (ca. 10km vor dem Ende) dieser Campingplatz liegt. Die Ostküste selbst soll unspektakulär, flach und das einzig Langweilige an Korsika sein, aber bis da hin kommen wir ja nicht. Wir fahren die D268 entlang und tatsächlich hält die Straße, was die Karte verspricht: Kurven ohne Ende, sogar drei Pässe, allerdings nennt man hier auch etwas Pass, das 600m hoch ist :smirk:

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Bocca di Bacinu - trotz nur 809m nicht der niedrigste Pass auf der Route

Allerdings lässt an manchen Ecken der Straßenbelag etwas zu wünschen übrig, aber das sind ja lediglich Komforteinbußen und großteils ist der Belag auch von der besseren Sorte. Gas geben kann man auch auf schlechtem Belag immer noch :grin: Am höchsten Punkt der Straße - der Bocca di Bavedda - ist eine Art Feriendorf und jede Menge Verkehr. Wir wissen nicht, wie die Leute dorthin kommen, denn sonst ist hier kaum Verkehr und wir sind die einzige Straße hierher gefahren. Nach dem Punkt ist auch nicht viel Verkehr. Fühlt sich an wie in einem schlechten Computerspiel, wo man plötzlich in einer belebten Gegend steht aber die Leute einfach aus dem Nichts auftauchen...

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Bocca di Bavedda


Dann erreichen wir unseren Campingplatz. Wir melden gleich mal zwei Nächte vor und dürfen uns wie so oft einfach einen freien Platz aussuchen. Auf diesem Campingplatz ist doch ein wenig mehr Betrieb, ca. die Hälfte der Plätze ist belegt und auch viele Deutsche sind hier. Vorher hatten wir auf der Insel kaum Deutsche gesehen. Der Platz liegt zwischen der Straße - abgeschirmt durch Hecken - und der Solenzara. Die Solenzara ist wunderschön, hellblau und bietet natürliche Becken aus Kies und großen Steinen mit ganz langsamer Strömung. Darin kann man sehr gut baden. Der Campingplatz hat sich das zu nutze gemacht und diese Becken ein wenig aufgehübscht und befestigt, ab und zu sieht man einen Sandsack zwischen den Felsen. Wir finden einen freien Platz in der ersten Reihe zum Fluss, nur wenige Meter von einem Einstieg durch die Randbepflanzung entfernt. Dieser Platz wiedersetzt sich ein wenig den Heringen, ein wenig müssen wir beide mit dem Hammer nachhelfen.

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Ein Platz an [s]der Sonne[/s] am Fluss

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ruhiges Becken im Gebirgsfluss


Die Sanitäranlagen sind auch nicht ganz deutscher Standard, gehören aber zu den Besseren, die wir unterwegs hatten. Die habe ich dann ausprobiert, nachdem wir uns nach dem heißen Tag etwas im Fluss abgekühlt hatten. Abends gab es dann noch mangels frischen Vorräten Eintopf aus der Dose vom Campingkocher und dann haben wir das WLAN mal ein wenig genutzt und Updates in die Heimat geschickt. Im Zelt habe ich dann später am Abend positiv bemerkt, dass hier direkt am Gebirgsfluss die Temperaturen erträglicher sind als direkt an der Küste.
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