Einbau eines Wilbers-Federbeins Typ 641 in eine DR 650 SE SP46b
Mit den originalen Federelementen an meiner erst kürzlich erworbenen und gerade einmal 19.000 km gelaufenen DR 650 SE war ich sehr unzufrieden, weil überall zu weich und hinten zu lasch in der Dämpfung. Präzises flottes Fahren über kleine Eifelsträßchen machte damit keinen Spaß. Ergo entschied ich mich, die Gabelfedern durch solche von Wirth auszutauschen und neues synthetisches 10er Dämpferöl zu verfüllen. Das ging vorne recht fix und einfach, nachdem ich die Standrohre nach unten rausgezogen hatte und wunder bar das Öl auskippen und sie mit allem neu befüllen konnte. Mit dem Verhalten der Gabel bin ich seitdem sehr zufrieden.
Schwieriger gestaltete es sich jedoch mit dem Ersatz des Original-Federbeines durch ein Wilbers Typ 641-Federbein. Viel einfacher wäre es gewesen, ein Wilbers Typ 640 ohne zusätzlichen Ausgleichsbehälter einzubauen, aber so ein Federbein wollte ich nicht, weil ich in der Vergangenheit mit einem solchen einfachen Bein bereits Grenzerfahrungen gemacht hatte, die ich mir nun aber ersparen wollte. Bei der Bestellung dachte ich mir, für den externen Ausgleichsbehälter am Schlauch schon irgendwo einen Unterbringungsort zu finden. Als ich das gute Stück dann vor mir liegen hatte, schwante mir nichts Gutes in Anbetracht der Ausmaße des Ausgleichbehälters: der Durchmesser beträgt 52 mm und die Länge 120 mm. Mir wurde da erstmals bewusst, wie dick dieses Ding doch ist in Anbetracht der grundsätzlich knappen Platzverhältnisse an der DR 650. Ich haderte und überlegte, das Ganze wieder zurückzusenden und mir das etwas teurere Wilbers Typ 642 zu ordern, das ähnlich gebaut wie das Original-Bein, auch passen soll. Aber der externe Behälter am Schlauch - wie soll ich den schon durch das enge Kabelgewirr bekommen, da oben, wo das Federbein verschraubt werden soll? Und anbringen ließ es sich vom Platz her auch nur kurz hinter der Werzeugbox. Dazu musste ich noch eine Halterung erfinden und bauen.
Ich studierte sehr lange die örtlichen Verhältnisse, überlegte mir ggf. die Kabel an ihren Steckern auseinanderzuziehen um den Ausgleichsbehälter durch die Rahmenrohre ziehen zu können. Anschließend ließen sich die Stecker ja wieder zusammenfügen und das Problem sei gelöst. Das war dann aber auch nur ein Schritt von vielen. Wie und wo sollte ich den Behälter anbringen? Die Halterung sollte leicht sein und sicher halten. der ausgemachte Platz links hinter der Werkzeugbox erschien mir dann auf einmal als bedenklich, weil der Ausgleichbehälter dort vielen Gefahren ausgesetzt ist: Eine reißende Kette könnte ihn treffen und bei einem Abflug würde er ungeschützt über den Boden schleifen können. So richtig etwas zum befestigen war ebenfalls nicht am Rahmenrohr vorhanden. zudem die Zuleitung zum Ausgleichsbehälter im rechten Winkel zu diesem. Die Schraube wollte ich auch nicht lösen um diesen Winkel zu verändern und den Behälter smart und parallel zur Rahmenrohrachse an diesem direkt binden zu können. Das Risiko des austretenden Gases war mir zu hoch.
Dann bendete ich alles Studieren und legte mit der Umbaumaßnahme los. Unter anderem musste ich aus Platzgründen die Schlauchverbindung zwischen Vergaser und Luftfilterkasten entfernen. Dann ließ sich das alte Federbein nach links durch das Rahmendreieck herausziehen und das Wilbers einführen. der Schlauch passte auch, indem er oben unter dem Oberzugrohr hergeleitet wurde. Er lässt sich sodann außen unter dem Seitendeckel her bis nach hinter führen, wo der Ausgleichsbehälter etwas 6 cm hinter der Werkzeugbox seinen Platz finden kann. In diesem ersten Schritt war zuerst einmal das Federbein an seinem Bestimmungsort und ich musste mir nun noch die Befestigung des Ausgleichsbehälters überlegen und realisieren. Etwa 15 cm hinter der Werkzeugbox ist zwar eine Lasche mit einem M8-Loch an den Rahmenausleger geschweißt, aber ich habe nicht den Eindruck, das diese starke Seitenkräfte auszuhalten im Stande ist. Ins Kalkül einbezogen hatte ich auch das starke und verdrehungssichere M8-Gewindde der Gepäckträgerbefestigung. Diese ist insgesamt ca 30 mm lang und endet mit durchgängigem M8-Gewinde offen unter dem Kotflügel. Die Gepäckträgerschraube braucht selbst, wenn überhaupt, gerade einmal die Hälfte dieser Länge. Allerdings verwarf ich schließlich den Plan, diesen sicheren Halt in die Befestigung des Ausgleichbehälters einzubeziehen, weil die Halterung dann relativ kompliziert würde. Um Sturzschäden gering zu halten beschloss ich, die Halterung nur so stabil wie nötig zu machen und so nachgiebig, dass bei einem Sturz der Ausgleichsbehälter leicht unter den Kotflügel gedrückt werden kann, der Behälter beim Rutschen über die Straße nicht mit sehr viel Gewicht vom Motorrad belastet wird.
Schließlich bog ich aus 6 mm Rundstahl die Halterung und schweißte Laschen zum Festschrauben an. Außer an der nicht ganz mein Vertrauen gewonnenen vorgenannten Lasche am Ausleger hinter der Werkzeugbox bog ich noch eine Rohrschelle, die ich am Rahmenrohr anbrachte, um die Halterung daran vorne zu befestigen.
Den Rest bitte ich den Fotos zu entnehmen.
Beim Zusammenbau zeigte sich ein weiteres Problem: Vorne passte die Sitzbank nicht mehr richtig und auch der Seitendeckel wollte nicht mehr unter die Sitzbank gehen. Den Engen Platz mussten sich die Kabelstränge mit der Leitung zum Ausgleichsbehälter teilen, was bei einem Leitungsdurchmesser von fast 1 cm schon viel für eine ansonsten spartanische DR 650 ist. Die Lösung fand ich darin, dass sich die Kabel noch etwas nach unten ziehen ließen und so der Ausgleichsbehälter-Zuleitung mehr Platz lassen konnten.
Nach dem Einbau lassen schon die ersten 350 gefahrenen Kilometern auf kleinen und holperigen Eifelsträßchen die Mühen mit dem Einbau schnell vergessen. Die Voreinstellung des Federbeins entsprechend meiner Gewichtsangaben und der Fahrgewohnheiten war schon sehr gut und ich verspüre noch keinen Bedarf, nach besseren Einstellungen zu suchen. Die Federn von Wirth in der Gabel und das Wilbers-Federbein harmonieren sehr gut miteinander. Gegenüber den originalen Federelementen sind jetzt kleine Unebenheiten spürbarer. Das nehme ich jedoch gerne in Kauf für das dramatisch verbesserte Fahrverhalten, wenn es flott über schlechte Straßen geht. Kein wüstenschiffmäßiges Ein- und Auftauchen mehr vorne und hinten, dafür eine richtig knackige Spur. Ich merke jetzt viel besser, was die Räder gerade machen und kann darauf früher und gezielter reagieren.
Federbein von Wilbers und Federn von Wirth lohnen sich
Re: Federbein von Wilbers und Federn von Wirth lohnen sich
Sorry hab jetzt nicht gelesen, muss nich arbeiten...
Aber ich hätte die werkzeugbox entfernt und dort den behälter angebracht.
Aber ich hätte die werkzeugbox entfernt und dort den behälter angebracht.
Grussi AXL
Re: Federbein von Wilbers und Federn von Wirth lohnen sich
Hallo Axl,
ganz auf Werkzeug wollte ich bei meinen Touren durch die Eifel dann doch nicht verzichten und da ist die Werkzeugbox schon praktisch. Im weiteren hätte die Schlauchlänge nicht gepasst. Die Überlänge des Schlauchs hätte dann mit einem Extrabogen ausgeglichen werden müssen.
Beste Grüße von hps
ganz auf Werkzeug wollte ich bei meinen Touren durch die Eifel dann doch nicht verzichten und da ist die Werkzeugbox schon praktisch. Im weiteren hätte die Schlauchlänge nicht gepasst. Die Überlänge des Schlauchs hätte dann mit einem Extrabogen ausgeglichen werden müssen.
Beste Grüße von hps