Auf ein Wort

[Martl]

Landstraße

Wer bewußt "über Land" fährt, ist idealerweise nicht in Eile, sondern in gelassener Ausflugsstimmung unterwegs.
Felder, Kurven, Ortsdurchfahrten, Traktoren, Krötenschutzzäune, eine alte Tankstelle, ein Blumenverkäufer auf einem Parkplatz, ein Gasthof, der von Vorbeifahrenden lebt: Die Windschutzscheibe wird zur Kinoleinwand, das Fahren auf der Landstraße ein langer ruhiger Kameraschwenk. Und wenn es dunkel wird: "Riesige leere Landstraßennächte", wie sie der Schriftsteller Peter Kurzeck beschworen hat.
Über Land kutschiert man mehr, als daß man fährt. Es sei denn, man ist Pendler, immer auf der selben Strecke, blind geworden längst für alles rechts und links und vorne. Da haßt man die Landstraße und möchte Ausbau, vierspurig, breit, gerade, überholen, einholen, alles rausholen, heim.
Im offiziellen Sprachgebrauch gibt es die Landstraße eigentlich gar nicht.
Da rollt der Verkehr über Bundesstraßen, Staatsstraßen, Kreisstraßen, Ortsverbindungsstraßen. Landstraße ist kein technischer Begriff aus dem Bauamt, sondern ein Sehnsuchtswort. Es klingt nach "Road movie", nicht nach Räumpflicht.
Viel Ziellosigkeit, wenig Drängeln.
Landstreicher, gäbe es sie noch, würden noch immer die Landstraße nehmen.

[Hacky]

"Landstrassen" sind eben nur für privilegierte Gruppen da

Als da wären: Dr-Fahrer, Bullifahrer, eben alle für die der Weg das Ziel ist

Gruß aus dem Norden

[Gast]

Gelöscht auf Userwunsch: Dennis (28.05.2009 19:36)

[Martl]

Ne Günni, kann dir den Autor nimmer nennen, ich hab das aus'ner Zeitung geklaut. Ist sowas wie das Streiflicht der Süddeutschen gewesen.

Gruß

[machmach]

Hi!
Dem Auto fehlt der rütmus. Das ist kein Könner sondern ein Woller.

Der Wunstling hat gelernt, dass die Anernanderrrreihung von Worten thematisiernden Formats interessant klingt.

Dadadadadadadadas kann jeder.

[Rebellion]

Hi!
Dem Auto fehlt der rütmus. Das ist kein Könner sondern ein Woller.

Der Wunstling hat gelernt, dass die Anernanderrrreihung von Worten thematisiernden Formats interessant klingt.

Dadadadadadadadas kann jeder.

Dann machs doch...

[claudi]

Och lass' mal den Machmach,
er ist der einzige "freie Radikale", den ich kenne.

Gestern bin ich "über Land gestrichen" und habe genau die beschriebenen Genüsse erlebt.
Dinge sehen und sich beindrucken lassen.
Bilder, Gerüche und das Wetter im Kopf weit weg mitnehmen.
Feststellen, dass es woanders anders ist aber doch die gleichen Ziele erreicht werden.
Erstaunt sein, dass es auf die Frage "warum so und nicht anders?" immer eine plausible Antwort gibt.

Wünschte man sich 4 Spuren, verlöre alles seinen Zauber und duch die meterhohen Schallschutzmauern und -wälle dränge nicht die Spur des Mitgefühls, die einer Landschaft zusteht, die man er-"fährt".


Claudia

[Corrin]

Wer bewußt "über Land" fährt, ist idealerweise nicht in Eile, sondern in gelassener Ausflugsstimmung unterwegs.

Nicht unbedingt würde ich sagen - gerade die Fraktion der Motorradfahrer sucht doch nach Strecken die nicht so befahren sind um eben auch Spaß zu haben. Und nicht jedes Motorrad ist ne DR die gemütlich lässig durch die Landschaft brummelt - ganz im Gegenteil ! Kollege KTM und Co. lassen grüßen auf kurvigen Strecken, Kollege GSX-R und Co. ziehen auf langen Geraden auf bis zum Würgen der vier Kolben dank Begrenzer.
Wen wundert es da als Motorradfahrer im Allgemeinen als Heizer oder potenzieller Organspender hingestellt zu werden ....
Und um ehrlich zu sein - wer von euch fährt nur auf die lässige gemütliche Art durch die Landschaft ? Ich oft , aber nicht nur. Ich mag es auch in den Kurven die GSX-R-Fraktion ins Schwitzen zu bringen weil meine "olle DR" sich mehr als breit macht in deren Rückspiegel

[machmach]

Och lass' mal den Machmach,
er ist der einzige "freie Radikale".......

Claudia

Dazu fällt mir nur dieser (geklaute!) Text ein:

Wenn der Augenblick sich langsam um den Zufall rankt
und Zärtlichkeit in Stahlbeton ihr Recht verlangt,
wenn tausend dirigierende Tambourmajore tirilieren
im brausenden Rondell der Ignoranz.

Wenn launische Lakaien in morphingetränkter Nacht
des Morgens zarte Einsamkeit gar hämisch ausgelacht,
wenn Falter honigtrunken ihre Schwingen abmontieren,
ja dann, dann wird es heller, doch nicht ganz.

Wenn Worte tänzeln in verschnörkelt reicher Eleganz,
sich winden um der Nichtigkeit banalen Talmiglanz,
wenn Wortmagie sich in der Elfenbeinfabrik verkriecht,
ja dann, dann wird es heller, doch nicht ganz.

Wenn lüstern der Satyr versonnen seine Zähne bleckt,
und kahl vor Gram die Obrigkeit sich ihre Wunden leckt,
wenn kaiserliche Unzucht keifend um den Ablaß feilscht
im plüschernen Exil der Nostalgie.

Und wenn der Weltschmerz sich in seinem eigenen Spiegelbild verdingt
und Rilke Doppelsalti in der Zirkuskuppel springt,
dann lädt die Eitelkeit den Ausverkauf zum Stelldichein,
der Scharlatan stellt dem Genie ein Bein.

Gott denkt in den Genies,
er träumt in den Dichtern
und er schläft
in den übrigen Menschen.




Der ist soooooowas von schöööööön. Viel schöner als rumpelige Landstraßen.

[hcw]

@Kulturgeplänkel: *RÜLPS*




Also meine Wenigkeit fährt in aller Regel auch recht beschaulich durch die Gegend. Naja, zumindest meistens... also oft... .... Ne, ich fahre jeden Tag einen Weg zur Arbeit, der ein wenig länger dauert, als der (wer hätts gedacht?) kürzere Weg.... ---> Aufgrund der beschaulicheren Landschaft. Ich fahre nicht langsam, aber heizend bin ich auch nur "seltenst unterwegens"...

Anschauend und beschauend unterwegens... Das macht doch Spass... Im Auto hab ich nur Ohrgenuss genossen...



Besten Gruß
Christian

PS: Meine sprachliche ungereifte Ausdrucksweise kompensiere ich durch ... ähh.... keine Ahnung...

[claudi]

Zärtlichkeit in Stahlbeton

Schwingen abmontieren

ja, der machmach....
das ist seine Lyrik - Lyrik mit der Brechstange

Auf meinem Arbeitsweg ziehen morgens zarte, eiskalte Schleier über die Gemüsefelder in denen fleißige Hände in dicken Handschuhen Salat und Sellerie ernten.
Wildgänse weiden im Dunst auf den frisch eingesäten Schlägen.
Auf einem Blumenacker recken sich Dahlien und Sonnenblumen nach den ersten Sonnenstrahlen des Morgens.
Fasane und Hasen streifen durch die Raine.

Das Dorf erwacht und ein Fähnchen aus Backstube und frischem Kaffee macht Appetit.

Schwelg, das ist so schön , dass ich sogar sonntags dafür früh aufstehe....
quatsch, da müsste ich ja völlig bescheuert sein.
Da träum' ich noch von den grandiosen Landstraßen in den Dolomiten.

Claudia

[Willi]

Ich geb mir jedesmal Mühe, locker zu fahren.
Aber jedesmal wenn ich am Gashan drehe und mein Baby sofort nach vorne will, lass ich sie.

[Röm]

joh Claudi;

in den Dolomiten sollen ja mittlerweise mehr Motorräder lärmen als Bergsteiger wandern ..

Landstrassen gab es früher mal, als es noch keine Autobahnen gab. 50km fahren in DL ohne eine einzige Ortschaft dazwischen, man stelle sich das vor. Höchstgeschwindigkeit 80km/h.
Heute sind Landstrassen auch Autobahnen und umgekehrt: alles begradigt, Bäume weg, Tunnel und der Rest gesperrt. Was übrigbleibt tummelt sich am Sonntag, aber nur bei 30° auf freigegbeben Strecken im Pfälzer Wald oder so, kurzgeschorene Dainese-Heizer machen da Welle nach dem Frühshoppen.

Übrigens wollte ja der hochgelobte Präsi von Baden-Württemberg Oettinger das Motorradfahren auf öffentlichen Plätzen ganz verbieten, wegen der Gefahr für die Allgemeinheit. Is zwar nen paar Jahre her und inzwischen nicht mehr so aktuell bei ihm und seinen Konsorten.

Gruß, Röm

[machmach]

Hi!

"Wir können garnix, nichtmal schwäbisch..."
Oder wie ging das noch?

Beim Ötti mußt Du als BWer doch wissen, daß diese Nuschelnull nicht einmal im Ländle verstanden wird.

Manchmal versteht er sich sogar selbst nicht oder er weiß nicht, was er sagt, siehe Filbinger Rede.

Eigentlich schade, daß Ötti nicht in den Genuß der Rechtsprechung seines Vorbildes kommen konnte.

[Gast]

Gelöscht auf Userwunsch: Dennis (14.07.2009 22:24)